Bertelsmann-Studie

Wie die Corona-Pandemie Deutschland spaltet und auch eint

imago images / Westend61
Wie blicken die Menschen in Deutschland auf die Corona-Maßnahmen? Das Medienunternehmen Bertelsmann hat in einer Studie sieben Wertemilieus in der Gesellschaft identifiziert, die zwischen Gemeinwohl und individueller Freiheit sehr unterschiedlich abwägen. Jedoch zeigt sich auch ein großer gemeinsamer Wunsch: Gesellschaftliche Veränderung.
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Das Markforschungsinstitut Norstat befragte im Auftrag von Bertelsmann Ende 2020 über 1000 Personen online zur Corona-Debatte. 34 Prozent der Befragten gaben an, sich nicht impfen lassen zu wollen, wie aus der Studie hervorgeht. Rund ein Drittel lehne die Einschränkung von Freiheitsrechten in der Corona-Pandemie ab. Dem gegenüber stehen zwei Drittel der Befragten, die den Corona-Maßnahmen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt seien.

Die Corona-Pandemie verschärft Wertekonflikte, die bereits vorher schwelten.
Yasemin El-Menouar, Expertin für gesellschaftlichen Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung

Sieben Wertemilieus und ihre Sicht auf Corona

Bertelsmann identifizierte auf Grundlage der Studie sieben Wertemilieus, die sich vor allem in der Bewertung der aktuellen Pandemiemaßnahmen deutlich unterscheiden, und definiert diese wie folgt:

  • kreative Idealisten
  • bescheidene Humanisten
  • individualistische Materialisten
  • unbeschwerte Beziehungsmenschen
  • sicherheitsorientierte Konservative
  • leistungsorientierte Macher
  • unkonventionelle Selbstverwirklicher
Bertelsmann

So sei beispielsweise die Gruppe der Humanisten, die Gleichheit und Umweltschutz zu ihren Werten zählen, den Corona-Maßnahmen gegenüber positiv eingestellt, während die leistungsorientierten Macher die Eingriffe in Freiheitsrechte als ausgesprochen problematisch empfinden.

Laut der Studie gaben 80 Prozent der zu der Gruppe der Humanisten eingeordneten Befragten an, die Einschränkung von Freiheitsrechten zur Bekämpfung der Pandemie zu akzeptieren. Im Vergleich dazu lehne rund die Hälfte der Befragten, die zum Wertemilieu der Leistungsorientierten zugeordnet wurde, solche Freiheitseinschränkungen "voll und ganz" (19 Prozent) oder "eher" (26 Prozent) ab.

Je nach Wertemilieu unterscheide sich auch die Impfbereitschaft. So würden sich Wertemilieus, die auch der Einschränkung von Freiheitsrechten kritisch gegenüberstehen, skeptisch in Bezug auf die Corona-Impfungen zeigen: 44 Prozent der Leistungsorientierten und 40 Prozent der Materialisten gaben demnach an, sich auf keinen Fall gegen Corona impfen lassen zu wollen. In der Gruppe der Humanisten, die auch den Corona-Maßnahmen gegenüber deutlich aufgeschlossener sind, äußern sich rund drei Viertel der Befragten positiv zu den Impfungen.

Ein gemeinsamer Wunsch bleibt

Jedoch herrscht auch Einigkeit bei einigen Themen, wie aus der Studie hervorgeht. So sind 45 Prozent der Befragten überzeugt, die Pandemie könne auch positive Wirkungen haben – etwas in Bezug auf Klimaschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die Studie zeigt zudem: Viele wollen kein einfaches Zurück zur "alten Normalität". Eine deutliche Mehrheit der Befragten (80 Prozent) halte einen gesellschaftlichen Wandel für wichtig. Dieser Veränderungswunsch ziehe sich durch alle Wertemilieus.

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