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Klimawandel, Vielfalt und Gerechtigkeit - wo kommen Werte ins Spiel?

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Trotz unterschiedlicher Sichtweisen teilt die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland elementare Werte. Mit einer Ausnahme: Personen mit einem materialistischen Weltbild, die sich im typischen Fall an Konsum, Wohlstand und Autonomie orientieren, vertreten durchweg konträre Positionen.
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Die Bertelsmann-Stiftung hat untersucht, wie Werte die Gesellschaft in Deutschland einen und auch trennen. Grundlage für die Analyse stellen sieben Wertemilieus dar, die als empirisches Instrument zur Beschreibung der gesellschaftlichen Wertepluralität dienen und Grundzüge unterschiedlicher Werthaltungen, die in unserer Gesellschaft vertreten werden, verdichtet wiedergeben.

Folgende Wertemilieus wurden ermittelt:
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Klimawandel

72 Prozent der Befragten sehen, dass für die Bewältigung des Klimawandels tiefgreifende gesellschaftliche und soziale Veränderungen benötigt werden – eine Ansicht, die die meisten Wertemilieus teilen. Die Leistungsorientierten (43 Prozent) setzen auf den technologischen Fortschritt setzen; die anderen rechnen mit spürbaren Veränderungen im Alltagsverhalten. Bei den Materialisten und -innen gehen allerdings 39 Prozent davon aus, dass der Klimawandel ein natürliches Phänomen ist und die Natur sich selbst regeneriert.

Vielfalt

Vielfalt als solche wird insgesamt lehnen nur zwei Prozent der Befragten ab. Dabei fassen die Idealisten und -innen (63 Prozent) und Humanisten und -innen (64 Prozent) die vertretbare kulturelle und religiöse Vielfalt in der Gesellschaft recht weit und sehen den notwendigen Rahmen durch das Grundgesetz definiert. Unter den Materialisten und -innen halten dagegen insgesamt 80 Prozent entweder nur eine „vertraute“ Vielfalt im westeuropäischen Rahmen für hinnehmbar oder erwarten sogar eine Anpassung an eine „deutsche Leitkultur“.

Gerechtigkeit

55 Prozent der Leistungsorientierten gehen davon aus, dass jede und jeder das bekommt, was ihr beziehungsweise ihm zusteht, - diese Ansicht teilen nur 24 Prozent der Materialisten und -innen.

Offenheit für Dialog

Rund zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass die öffentlichen Debatten respektloser geworden sind als früher. Grundsätzlich sind die Befragten überwiegend offen für andere Meinungen – sie diskutieren sogar gerne (43 Prozent) beziehungsweise finden es gut (36 Prozent), dass es unterschiedliche Positionen gibt. Trotz der Kontroversen ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass die meisten Menschen in ihrem Umfeld (rund 60 Prozent), aber auch in Deutschland insgesamt (rund 60 Prozent) ähnliche Werte teilen wie sie selbst. Die Ausnahme bilden hier wiederum die Materialisten und -innen, die sich nicht nur in ganz Deutschland mehrheitlich als Außenseiter sehen, sondern auch in ihrem persönlichen Umfeld viel Gegenwind erfahren.
Zur Methode

Grundlage der hier vorliegenden Studie ist eine Befragung von 1.012 Personen ab 18 Jahren im November 2020 durch das Norstat Institut (zum Firmenprofil im planung&analyse mafonavigator >>) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Es handelt sich um eine nicht randomisierte Quotenstichprobe; sie ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Die Stichprobe wurde anhand eines Online-Access-Panels gezogen. Die Panel-Teilnehmer:innen sind dabei sowohl online als auch offline im Rahmen von repräsentativen Telefonbefragungen rekrutiert worden. Durch eine Reihe von unterschiedlichen Rekrutierungsmethoden wurden Verzerrungen minimiert. Hochgebildete sind in der Stichprobe jedoch überrepräsentiert.

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