Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt die größte
Sorge der Europäer. In der Hälfte der untersuchten Länder ist es das am häufigsten
genannte Problem. Die Besorgnis geht jedoch im Vergleich zu den
Vorjahren zurück. In der GfK-Studie „Challenges
of Europe“ folgen mit einigem Abstand die Themen Preis und
Kaufkraftentwicklung, Wohnungssituation und Mieten sowie
Kriminalität und Renten.
Seit dem Jahr 2001 bleibt die Arbeitslosigkeit das Top-Thema für die europäischen
Bürger. Der Anteil der Besorgten nimmt allerdings seit 2002 kontinuierlich
ab: Im Vergleich zum Vorjahr sind es weitere 7 Prozentpunkte. Für
aktuell 30 Prozent aller Europäer ist der Mangel an Arbeitsplätzen ein vordringlich
zu lösendes Problem. Angeführt wird diese Rangfolge von
Deutschland. Hier betrachten gut zwei Drittel der Bevölkerung die Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit als eine der wichtigsten Aufgaben. Es folgen Frankreich
mit 54 Prozent und Polen mit 40 Prozent. In diesen drei Ländern zeigt
sich auch ein deutlicher Rückgang der Werte. Am stärksten ist dies in Polen
mit einer Verringerung um 30 Prozentpunkte ausgeprägt.
Die Arbeitslosigkeit führt auch bei Italienern mit 37 Prozent und Österreichern
mit 31 Prozent die Liste der brisantesten Herausforderungen an. Dagegen
erachten nur 2 Prozent der Briten und 5 Prozent der Niederländer die
Situation auf dem Arbeitsmarkt als problematisch. In Spanien und Belgien
zeigt sich rund ein Viertel der Bürger besorgt, in Russland ist dies jeder
Zehnte.
Sorge um die Kaufkraft in Polen verdoppelt
Die Entwicklung von Preisen und Kaufkraft bewegt auch im Jahr 2007 die
Europäer – insgesamt 18 Prozent fürchten um ihren finanziellen Spielraum.
Das bedeutet weiterhin Platz 2 der europäischen Sorgenliste.
Insbesondere den Polen bereitet die Kaufkraft Sorge. Rund 30 Prozent –
und damit doppelt so viele wie im vergangenen Jahr – sind unzufrieden.
Hier steht weniger die mit 1,3 Prozent niedrige Inflationsrate, sondern eine
gerechtere Einkommensverteilung und die Sicherung des Lebensstandards im Vordergrund. In Russland hat sich die Lage dagegen etwas entspannt.
Mit 25 Prozent ist ein Rückgang der Besorgnis um 10 Prozentpunkte zu
verzeichnen. In Frankreich und Deutschland wird der Kaufkraft ebenfalls ein
hoher Stellenwert beigemessen. Hier ist fast jeder Fünfte unzufrieden. Ungefähr
jeder Zehnte sieht die Preisentwicklung in Italien, Österreich, den
Niederlanden und Belgien kritisch, die Österreicher sogar mit steigender
Tendenz. Schlusslicht ist Großbritannien, wo dieses Thema bei den Bürgern
kaum präsent ist.
Wohnungsproblem bewegt Spanier und Russen
Der Bereich Wohnung und Mieten hat sich im Jahr 2007, nach Rang 4 im
Vorjahr, auf Platz 3 geschoben. Der Anteil der besorgten Europäer ist um
zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent gestiegen. Damit erreicht dieses Thema
seinen bislang höchsten Stand. In Spanien ist der Wert auf 30 Prozent gesprungen
und hat sich damit fast verdoppelt. Zurückzuführen ist das auf
stark gestiegene Wohnungspreise und eine drastische Erhöhung der Zinssätze
für Darlehen in den vergangenen Jahren. Doch auch die Russen bewegt
die Wohnungsnot. Insgesamt 26 Prozent, etwas weniger als im vergangenen
Jahr, äußern Bedenken und das bedeutet Platz 1 auf der Agenda.
Weniger Handlungsbedarf sehen Franzosen und Briten, unter denen jeder
Zehnte beunruhigt ist. Mit Werten zwischen 4 und 5 Prozent spielt die Wohnungssituation
in Belgien, Polen und den Niederlanden eine noch geringere
Rolle. In Deutschland, Italien und Österreich stellt das Wohnungsproblem
allenfalls ein Randthema dar.
Briten fordern verstärkte Verbrechensbekämpfung
Die Forderung nach verstärkter Bekämpfung der Kriminalität rückt dieses
Jahr von Rang 5 auf Platz 4 vor. Mit einem Anstieg um 3 Prozentpunkte auf 14 Prozent wird somit der positive Trend – seit 2003 nahm die Besorgnis
über die Kriminalität stetig ab – dieses Jahr gebrochen. Vor allem die Briten
mit 33 Prozent der Befragten machen sich Sorgen. Das sind 8 Prozentpunkte
mehr als im Jahr 2006. Neben der Kriminalität im allgemeinen – Großbritannien
stellt im EU-Vergleich ein Land mit einer hohen Verbrechensrate dar
– wurde in diesem Jahr erstmals speziell die so genannte „Knife culture“ bei
Jugendlichen, die häufig Messer bei sich tragen, angeprangert. Und auch
die begründete Furcht vor islamistischen Anschlägen trägt sicherlich zu einer
zunehmenden Verunsicherung der Briten bei.
In Belgien stellt die Verbrechensbekämpfung ebenfalls die dringendste Herausforderung
dar. Mit 28 Prozent hat sich die Besorgnis verdoppelt. Wachsende
Beunruhigung hinsichtlich der Kriminalität zeigt sich auch in Italien
mit einem Anstieg von 12 auf 22 Prozent in diesem Jahr. Rund ein Viertel
der Bürger in Frankreich und in den Niederlanden sieht in diesem Bereich
ebenfalls ein gravierendes Problem. Trotz leicht wachsender Besorgnis,
wurde in den Niederlanden die Kriminalität – über Jahre hinweg ganz oben
auf der Agenda – von der Verkehrspolitik an der Spitze der Sorgenliste abgelöst.
In Deutschland liegt die Angst vor Verbrechen mit 10 Prozent gerade
noch im zweistelligen Bereich. Weit weniger Beachtung findet dieses Thema
in Spanien, Österreich, Polen und Russland.
Spanier fühlen sich am meisten vom Terrorismus bedroht
In Spanien und Polen ist diese Besorgnis allerdings nur vermeintlich gering.
Beide Länder haben mit speziellen Problemen zu kämpfen, die krimineller
Natur sind und eine gesonderte Betrachtung erfordern. So stellt der Terrorismus
in Spanien die größte Sorge dar. Insgesamt 32 Prozent, das bedeutet
einen Zuwachs von 5 Prozentpunkten, haben Angst vor Anschlägen und
Attentaten im eigenen Land. In Polen hat sich die Besorgnis über die Korruption
von 5 Prozent im Jahr 2006 auf 12 Prozent in diesem Jahr erhöht.
Rentenproblematik gewinnt an Brisanz
Ebenso an Brisanz gewonnen hat die Rentenproblematik. Mit einem Anstieg
um 3 Prozentpunkte auf 13 Prozent schiebt sich die Sorge um die Alterssicherung
auf Platz 5 in der europäischen Rangliste.
Auch dieses Thema polarisiert die Nationen. Besonders beunruhigt zeigen
sich die Bürger in Russland (21 Prozent) und Deutschland (18 Prozent).
Aber auch in Österreich mit 15 Prozent Skeptikern scheint die Lage ernst zu
sein. Gelassener wird die Alterssicherung in Italien (9 Prozent), Polen (8
Prozent) und Frankreich (7 Prozent) gesehen. In Belgien, Spanien, Großbritannien
und in den Niederlanden sind die Bürger vergleichsweise unbesorgt.
Sorge um die Umwelt neu entfacht
Mit dem Umweltschutz dringt dieses Jahr ein Sorgenkind in die Top Ten vor,
das dort zuletzt 2001 vertreten war. Mit 7 Prozent, das sind 3 Prozentpunkte mehr als 2006, belegt der Umweltschutz Platz 9 der europäischen
Sorgenliste. Sicherlich ist die Veröffentlichung des Weltklimaberichts ein
Auslöser für den Anstieg. Besonders auf den Schutz der Natur fokussiert sind
Österreicher und Deutsche mit 18 Prozent beziehungsweise 16 Prozent. Belgien
liegt mit 13 Prozent an dritter Stelle. Jeder Zehnte macht sich in den
Niederlanden und Großbritannien um die Umwelt Gedanken. In Italien und
Frankreich sind es 8 Prozent beziehungsweise 9 Prozent der Befragten. In
Russland, Spanien und Polen hingegen tritt das Thema in den Hintergrund.