Die Arbeitsbelastung der Hausärzte
in Deutschland ist hoch. Sie arbeiten mehrheitlich über 50 Stunden
in der Woche. Doch kommt ihre Arbeitszeit nicht immer dem Patienten
zugute. Bereits ein Viertel der Zeit müssen die Hausärzte
inzwischen mit der Verwaltung ihrer Praxen verbringen. Der GfK
Ärzteklima-Index zeigt, dass trotz aller Reformbemühungen der
Bundesregierung die Stimmung unter den Hausärzten schlecht ist.
Auch im zweiten Quartal liegt der GfK Ärzteklima-Index mit -10 Punkten
unverändert im negativen Bereich (Quartal 1/2007: -11 Punkte). Mit einer
Aufhellung der Stimmung unter den Hausärzten ist in absehbarer Zeit nicht
zu rechnen. Der Indikator für die Zukunftserwartungen in das Gesundheitssystem
hat sich mit -13 Punkten von -17 Punkten im Quartal 4/2006 und
-15 Punkten im Quartal 1/2007 zwar weiter verbessert, ist aber dennoch
deutlich negativ.
Die Einzelindikatoren des GfK Ärzteklima-Indexes dokumentieren durchweg
die Unzufriedenheit unter den Hausärzten in Deutschland. Sowohl die Lage
des Gesundheitssystems (-7 Punkte), die wirtschaftliche Lage der eigenen
Praxis (-14 Punkte), die Gesundheitspolitik (-10 Punkte), als auch die Zufriedenheit
der Patienten (-9 Punkte) werden von den Hausärzten als
schlecht bewertet. Ebenso negativ fallen ihre Erwartungen an die Zukunft
aus. Die zukünftige wirtschaftliche Lage der eigenen Praxis wird mit -14
Punkten bewertet, die Entwicklung der Gesundheitspolitik mit -9 und der
Indikator für die künftige Zufriedenheit der Patienten mit -15 Punkten.
Gesundheitsreform auf dem Prüfstand
Nach dem Inkrafttreten der jüngsten Gesundheitsreform zum 1. April dieses
Jahres konnten die Ärzte im zweiten Quartal erste Erfahrungen mit den
neuen Regelungen machen. Bei zwei von drei Ärzten waren diese negativ.
Als besonders schlecht beurteilen die Hausärzte hierbei die fehlende Transparenz
(81 Prozent), das neue Honorierungssystem (76 Prozent), die gesetzlichen
Instrumente zur Mengensteuerung von medizinischen Leistungen (74 Prozent) und die Einschränkung der Therapiefreiheit (71 Prozent). Insgesamt
äußerten 87 Prozent der Mediziner, dass die aktuelle Reform das
Gesundheitssystem auf dem Rücken der Ärzteschaft kostengünstiger machen
soll.
Große Koalition medizinisch ein Flop
Angesichts der schlechten Erfahrungen mit der jüngsten Gesundheitsreform
erhalten auch die Parteien der Großen Koalition von den Hausärzten keine
guten Noten. Die gesundheitspolitischen Beiträge der CDU werden von 78
Prozent der Hausärzte als schlecht eingeschätzt. Gleiches gilt für die CSU
(82 Prozent) und die SPD (85 Prozent). Die Bewertung der Opposition fällt
kaum besser aus. Die gesundheitspolitischen Konzepte von Bündnis 90/
Die Grünen werden von 81 Prozent und die der Linkspartei von 89 Prozent
der Hausärzte kritisiert. Einzig die Bewertung der FDP fällt etwas weniger
negativ aus. Doch auch ihre Vorstellungen zur Gesundheitspolitik werden
von über der Hälfte der Ärzte (55 Prozent) als unzureichend angesehen.
Zuviel Arbeit, zuviel Bürokratie
Hausärzte leisten nach ihren eigenen Angaben überdurchschnittlich viel.
Insgesamt geben 69 Prozent von ihnen an, regelmäßig mehr als 50 Stunden
pro Woche zu arbeiten. Rund 27 Prozent gehen pro Woche sogar mehr als
60 Stunden ihrer Arbeit nach. Auf die eigentliche Behandlung von Patienten
entfallen dabei lediglich 59 Prozent der Arbeitszeit. Für die Anweisung von
Personal werden 7 Prozent und für die eigene Fortbildung 9 Prozent der
Arbeitszeit verwendet. Die Verwaltung und Organisation der Praxis benötigt
mittlerweile ein Viertel der gesamten Arbeitszeit. Insgesamt sind daher 63
Prozent der Hausärzte mit ihren Arbeitsbedingungen und 70 Prozent mit
den Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens schlichtweg unzufrieden.
Die Ergebnisse des GfK Ärzteklima-Indexes zeigen auch, dass gerade die
Hausärzte, die besonders viel arbeiten, die Gesamtsituation des Gesundheitssystems
negativer beurteilen als ihre Kollegen und mit den Arbeitsbedingungen
noch unzufriedener sind. Auch wenn ihre Praxen besser ausgelastet
sind und sie mehr Verordnungen für ihre Patienten schreiben, stehen
sie den neuen Regelungen der jüngsten Gesundheitsreform viel skeptischer
gegenüber und sehen primär die Therapiefreiheit gefährdet.
Allerdings zeigt sich auch eine Besonderheit: Je größer der Anteil an der
gesamten Wochenarbeitszeit ist, den die Ärzte mit der konkreten Behandlung
ihrer Patienten verbringen können, umso zufriedener sind sie mit ihrer
Situation und mit ihren Arbeitsbedingungen als Arzt insgesamt.