Die Familie reagiert mit Konflikt-Vermeidung, Rückkehr zur Repression oder Pragmatischem Management auf die Lage in der Wirtschaft und Politik Konflikt-Vermeidung
Vielfach fühlen sich Familien überfordert, die Regeln des Zusammenbleibens mit der verlockenden Vielfalt kultureller Bilder unter einen Hut zu bringen. Aus Not lassen sie es laufen, vermeiden Situationen, in denen Konflikte zwischen divergenten Richtungen auftauchen, verzichten auf ihre mühsame Vereinheitlichung. Die Vermeidungs-Taktik - häufig als "permissiver", besonders liberaler Erziehungs-Stil getarnt, nutzt großzügig die Angebote der Konsumwelt zur Ruhigstellung der Kinder (z.B. Süßigkeiten, TV, Computerspiele). Verwickelt in die alltäglichen Kämpfe im Beruf, verlieren Eltern die Kinder aus dem Blick und delegieren Erziehungsaufgaben an Medien und Schule. Rückkehr zur Repression
Durch Rückkehr zu "väterlicher Strenge" werden die kulturellen Divergenzen unterdrückt, die Familie kapselt sich diktatorisch ein. Kontrolle und strikte Rationierung des Verhaltens und Erlebens halten "schädliche" Einflüsse des bunten Lifestyle-Karussels draußen. Derzeit unterstützt die Wirtschaftskrise diese Familien bei der Abschottung; die Beschwörung wirtschaftlicher Not lässt alle zusammenrücken und eine Art "Burgfrieden" halten, der zum Beispiel durch Hausbau auf Jahre hinaus verlängert werden kann. Eine Isolations- Lösung stellt aber vor neue Probleme: in den oft idyllisierten Familien wird es den Mitgliedern zu eng, was zu plötzlichen Ausbrüchen führen kann. Oder Kinder haben Schwierigkeiten, das "Nest" zu verlassen und flügge zu werden. Pragmatisches Management
Einen Zwischenweg sucht die Strategie des "Pragmatischen Managements" (oft im Zickzack). Familien-Arbeit wird hier mit externen "Belohnungen" verrechnet. Familie wird zur Organisations-Aufgabe: Meist obliegt den Müttern das Zeit- Management, um die Ausflüge von Kindern und Eltern (in Jobs, Computerspiele, Cliquen, Vereine, Single-Urlaub, Shopping) mit dem gemeinsamen Familien-Tisch zu koordinieren ("Hotel Mama"). Wie in Tarif-Verhandlungen werden mit Kindern (und Partnern) Sonderregelungen ausgehandelt, die eine Zeitlang divergente Lebens- und Konsum-Vorstellungen vermitteln. Marken wie Aldi wirken wie "Retter" dieser Familien aus der Not, indem sie überschaubar vorsortieren und Luxus in Maßen bieten (in gewisser Weise Auferstehung von DDR-Verhältnissen). Warten auf "die" Reform
Die Sehnsucht nach der Familie ist die Sehnsucht nach einem neuen Bild für das Gemeinwesen im Ganzen. Was allen Familien-Formen wie dem Staat heute fehlt, ist das Durchhalten einer Reform, die das Ganze auf eine neue Basis stellt und die zahllosen "Sonderregelungen" aufmischt. Die heutige Lage der Familie ist ein Spiegel der großen Reform, die uns bevorsteht. Erst danach kann auch die Familie wieder "in Form" kommen.