Ganz persönlich sehnen sich die Deutschen 2008 nach Vertrauen, Geborgenheit und menschlicher Wärme. In der öffentlichen Wahrnehmung aber sehen sie sich immer mehr mit Vernachlässigung, Verwahrlosung und Versäumnissen in der Kindererziehung konfrontiert. Nur auf den ersten Blick können überforderte Mütter oder erziehungsunfähige Eltern als ein Problem von Unterschichten erklärt werden. In Wirklichkeit spiegelt sich hier die Hilflosigkeit einer Gesellschaft wider, in der soziale Schichten und ganze Stadtteile auseinander zu driften drohen und immer mehr neben- als miteinander wohnen und leben.
Der Anteil der Bevölkerung, der "Kinderfeindlichkeit als größte Zukunftssorge" bezeichnet, hat sich in den letzten acht Jahren fast verdoppelt (1999: 22% - 2003: 33% - 2007: 40%). Noch dramatischer wird die allgemeine Ausbreitung von "sozialer Kälte" in Deutschland eingeschätzt (1999: 42% - 2003: 52% - 2007: 58%).
Aktuelle Repräsentativumfragen der BAT Stiftung von 11.000 Personen in neun europäischen Ländern weisen zudem nach, dass Deutschland die Problemliste „anführt“. Im Vergleich zu Frankreich, Schweiz, Finnland, Italien, Großbritannien, Russland, Belgien und Ungarn klagt die deutsche Bevölkerung am meisten über kinderfeindliche Tendenzen und soziale Kälte im eigenen Land (z.B. Kinderfeindlichkeit in Ungarn: 15% - in Deutschland: 40% oder: Soziale Kälte in Italien: 24% - in Deutschland 58%). Solche Einschätzungen spiegeln gleichermaßen Stimmungen und Strukturen, Lebensgefühle und Lebenslagen in einem Land wider.