Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kämpft um jüngeres Publikum. Die ARD baut auch deshalb das digitale Angebot aus: In den eigenen Mediatheken und auf Plattformen wie Instagram oder Youtube. Wo steht der WDR als größtes ARD-Haus gerade?
Wir haben unsere selbst auferlegte Messlatte für die digitalen Angebote bereits übersprungen. Wir haben den WDR in den vergangenen Jahren zu einem crossmedialen Haus umgebaut und eine Digital-Strategie aufgesetzt. Im Zentrum stehen zwei Ziele: Jeden Zweiten in Nordrhein-Westfalen einmal in der Woche und jeden Dritten täglich mit unseren non-linearen Angeboten zu erreichen. Wir haben nun festgestellt, dass wir die Ziele jetzt schon fast geschafft haben. Wir haben die Latte deshalb nochmal höher gelegt – um 10 Prozentpunkte: Wir wollen bis 2025 60 Prozent wöchentlich und 40 Prozent täglich digital erreichen.
Worauf führen Sie das zurück?
Das Wichtigste: Wir bieten den Menschen attraktive Angebote im Netz. Um das zu erreichen, verschieben wir die Ressourcen im WDR. Die Ausgaben für digitale Angebote haben wir in den letzten drei Jahren etwa verdoppelt. Gleichzeitig haben sich auch die Zugriffszahlen auf unsere Angebote verdoppelt. Die meisten Bereiche, wie zum Beispiel unser junges europäisches Kulturradio "Cosmo", haben sich konsequent zu crossmedialen Produkten entwickelt. "Cosmo" hat das Ziel, 50 Prozent der Ressourcen ins Digitale zu investieren.
Wichtig. Ein Beispiel: unsere Doku-Serie "Feuer und Flamme". Bei Youtube sind diese Folgen insgesamt sechs Millionen Mal abgerufen worden. Wir stellen dort in der Regel bewusst nur kürzere Beiträge aus den Staffeln ein. Wir versuchen, auf den Drittplattformen das Interesse der Menschen zu wecken, damit sie dann zu uns in die Mediathek kommen, wo sie die kompletten Folgen finden. Immerhin gehört "Feuer und Flamme" mit 2,6 Millionen Abrufen zu den meistgenutzten Doku- und Reportageformaten in der ARD-Mediathek.
Funktioniert das Umlenken?
Es funktioniert bei einem Teil der Userinnen und User, aber nicht bei allen. Aber natürlich wünsche ich mir, dass wir als WDR direkt Anlaufstelle Nummer eins wären. Das ist nicht oder noch nicht der Fall. Unsere Erfahrung hat gezeigt: Es ist nicht sinnvoll, alle Programmangebote für ein Massenpublikum zu produzieren, sondern wir müssen auch für ganz klare Zielgruppen konzipieren. Und wir kommunizieren mit diesen Menschen auch viel mehr darüber. In einigen Fällen gehen wir schon bei der Formatentwicklung in den Austausch, zum Beispiel bei der Entwicklung einer neuen Klima-App mit Schülerinnen und Schülern.