Herr Welte, wie halten Sie es mit der Idee, die Verlegerverbände zu einer Interessenvertretung zu fusionieren?
Meine Priorität gilt einer grundlegenden Erneuerung des VDZ, an deren Ende der Verband ein anderer sein wird: mit einheitlicher Mitgliedschaft, einheitlicher Leistung, einheitlichem Beitrag. Wovon ich nicht unmittelbar überzeugt bin, ist, dass eine Fusion automatisch zu höherer Effizienz und Wirkungsmacht führt.
Sie sind doch sonst ein Verfechter von Allianzen.
Um alliiert vorzugehen, muss man ja nicht gleich fusionieren. Ich stehe für Kooperation dort, wo es sinnvoll ist, aber ich habe zumindest Zweifel daran, dass aus zwei in sich schon komplexen Gebilden durch eine Fusion eine moderne, schnelle Interessenvertretung entsteht. Unsere wichtigste Aufgabe ist es heute, den eingeschlagenen Reformprozess im VDZ zügig zu Ende zu bringen.
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Braucht es im digitalen Zeitalter wirklich noch getrennte Verbände für Zeitungen und Zeitschriften? Die Zweifel wachsen. Aktuell arbeiten beide an Reformen. Der VDZ an einer strukturellen, der BDZV an einer inhaltlichen.
Welche Konstruktionsfehler will der VDZ ausmerzen?Ich würde nicht von Konstruktionsfehlern sprechen. Tatsache aber ist, dass unsere föderale Verbandsstruktur den politischen Realitäten der Gründerjahre unserer Republik geschuldet ist und nicht den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Die eigentliche Leistung in der Vertretung unserer Interessen muss der VDZ heute in Berlin und mehr noch in Brüssel erbringen. Dort, nicht in Hamburg, München oder Frankfurt fallen 80 Prozent der für unsere Branche relevanten politischen Entscheidungen.
Das heißt, dass sich das Gewicht weg von den fünf Landesverbänden verlagern muss?