Andreas Schilling ist zurück im Verlagsgeschäft
Überraschende Einwechslung: Andreas Schilling ist zurück. Ab 1. Oktober übernimmt der langjährige frühere Burda-Vermarktungschef nach vierjähriger Branchenpause den gleichen Job bei der Bauer Media Group – als Nachfolger von Dirk Wiedenmann, der das Haus
bekanntlich verlässt. Diese Verpflichtung darf doppelt überraschen, mit Blick auf Bauer und auf Schilling.
Mit Blick auf Schilling deshalb, weil der heute 55-Jährige nach seinem Abschied bei Burda kaum den Eindruck erweckt hatte, seine weitere Zukunft in der Verlagswelt zu sehen. Schilling hatte Ende 2015 in München seinen Hut genommen, weil Zeitschriftenvorstand Philipp Welte damals Vermarktungsstrukturen vorschwebten, mit denen sich Schilling nicht anfreunden mochte. Kurz nach dessen Abgang hat Welte sodann die Werbesparte BCN umgebaut und unter anderem auch die Vermarktung von Print teilweise standardisiert und automatisiert.
Hinzu kam ein privater Grund: Schillings Sohn spielte damals in den USA erfolgreich College-
Basketball und stand vor dem Sprung in die US-Profiliga. Schilling, damals pendelnd zwischen München und Michigan, wollte mehr Zeit und Energie investieren in dessen Karrieremanagement. Doch im Frühjahr 2018 kamen beide zurück nach Deutschland: Sein Sohn unterschrieb beim Bundesligisten
Ratiopharm Ulm seinen ersten Profivertrag – und Schilling senior, früher Handballprofi, brachte die One-Man-Beratung
Straight On an den Start. Offizieller Geschäftszweck: Mentoring in Management und Sport. Seit 2018 ist er zudem für
Mirriad tätig, eine KI-basierte Plattform für In-Video-Advertising mit Sitz in London. Hier verantwortet Schilling Vertrieb und Marketing im deutschsprachigen Raum.
Und nun also Bauer. Mit Blick auf den Verlag ist die Verpflichtung deshalb bemerkenswert, weil Schilling in seinen zwölf Jahren als Geschäftsführer der Burda-Werbesparte
BCN zwar unbestritten eine der zentralen Führungsfiguren in der deutschen Zeitschriftenvermarktung war. Doch während der vier Jahre seiner
Branchen-Auszeit haben sich das Geschäft und seine Akteure weiter verändert, in vielerlei Hinsicht. Ob Schilling da sofort durchstarten kann? Andererseits: Wer, wenn nicht er?
In der Presseinfo zumindest benutzt Bauer schon das Präsens: Unter Schillings Führung "werden vorhandene Branchen- und Zielgruppenexpertisen gebündelt, um auf die Bedürfnisse von
Kunden und Agenturen individuell einzugehen". Dazu setze er "auf eine agile und effiziente Zusammenarbeit mit allen Bereichen" des Hauses. Das indes klingt jenseits aller Floskeln schlicht nach der
Fortsetzung des bisherigen Weges. Mit den Widrigkeiten der Digitalvermarktung braucht sich Schilling immerhin nicht abzuplagen: Bauers reines Digitalportfolio betreut seit 2017 Ströer.
Wie Wiedenmann wird auch Schilling als Vermarktungschef zugleich Mitglied der Geschäftsleitung des deutschen Verlagsgeschäfts in Print und Online (
"German Publishing Board"). Mit ihm "haben wir eine inspirierende Führungspersönlichkeit mit umfassenden Managementfähigkeiten gewonnen, die im Werbemarkt ein hohes Ansehen genießt", sagt
Sven Dams, CEO Publishing Germany. Dank seiner Erfahrung und seines Fachwissens werde Schilling "auf unserem eingeschlagenen Weg den Change-Prozess maßgeblich mitgestalten", so Dams. Und verheißt "noch innovativere Multichannel-Lösungen".
Schilling, von 1985 bis 1994 Handball-Bundesligaspieler, begann seine Verlagskarriere 1991 mit einem Trainee-Programm bei
Bauer Advertising in München. Ab 1995 arbeitete er für Burda in Baden-Baden und Offenburg, unter anderem im Auslandsgeschäft bei Burda Eastern Europe. 2001 bis 2003 war er Anzeigenleiter des
Stern (G+J). 2003 wurde Schilling Chef des Burda Community Network (BCN); 2007 übernahm er dessen alleinige Führung. In dieser Zeit habe er das Vermarktungsgeschäft internationalisiert und neue Partnerschaften erschlossen, schreibt Bauer in der Presseinfo. Und wohl auch auf Schillings Agenda.
rp