Studie zur Meinungsbildung

Soziale Medien verstärken Polarisierung

Soziale Medien beeinflussen auch unsere Wahrnehmung der Welt
Pixabay.com
Soziale Medien beeinflussen auch unsere Wahrnehmung der Welt
Wie wirken sich Filterblasen im Internet auf die Meinungsbildung aus? Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben die Effekte von sozialen Medien nun anhand der Einstellung gegenüber Flüchtlingen untersucht. Das Ergebnis: Facebook & Co. tragen zu einer Verstärkung bestehender Einstellungen bei. 
Teilen
Das Phänomen ist bekannt: Im Internet und speziell in sozialen Netzwerken werden Nutzern tendenziell Inhalte angezeigt, die den eigenen Vorlieben und Einstellungen entsprechen. Ob und wie sich dieser Filterblasen-Effekt auf die Wahrnehmung der Welt und auf die Meinungsbildung auswirkt, ist umstritten. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass eine durch Algorithmen verengte Vorauswahl von Inhalten dazu führt, dass Nutzer in ihrer Weltsicht bestätigt werden - andere Meinungen werden seltener oder gar nicht mehr wahrgenommen. Die Unterschiede in der Wahrnehmung bestimmer Themen werden verstärkt.

"Je mehr sich Bürger über personalisierte Nachrichtenkanäle informieren, desto mehr Kontakt haben sie mit einseitigen Nachrichten, die ihre politische Meinung verstärken und letztlich zur Polarisierung von Einstellungen beitragen", erklärt der Stuttgarter Kommunikationswissenschaftler Wolfgang  Schweiger, der mit seinem Team den Einfluss von sozialen Medien auf die Meinungsbildung anhand der Einstellung gegenüber Flüchtlingen untersucht hat.

So stehen Nutzer über 30, die oft personalisierte Nachrichtenkanäle nutzen, Flüchtlingen kritischer gegenüber als der Bundesdurchschnitt. Bei jungen Nutzern war es genau andersherum: Je stärker sie Facebook & Co nutzten, desto positiver nahmen sie Flüchtlinge wahr. "Bei der Frage, ob die Nutzung personalisierter Nachrichten-Kanäle politisch extreme Einstellungen fördert, zeigen sich verblüffend gegenläufige Effekte", so Schweiger. 

Bezüglich des Bildungsniveaus beobachtete der Wissenschaftler ein ähnliches Phänomen: "Während in der Bildungsmitte die Fans personalisierter Nachrichten flüchtlingskritischer sind als die Nutzer konventioneller Nachrichten, verhalten sich Deutsche mit Abitur genau umgekehrt: Je mehr sie sich auf personalisierte Nachrichten verlassen, desto zufriedener sind sie mit der deutschen Flüchtlingspolitik." dh 
Die Studie
Für die Studie wurden rund 1000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Nachrichtengewohnheiten und persönlichen Eigenschaften wie Alter und Bildung sowie nach ihrer Meinung zur Flüchtlingsdebatte befragt. Die genauen Ergebnisse der Studie wurden als Buch veröffentlicht: "Algorithmisch personalisierte Nachrichtenkanäle. Begriffe, Nutzung und Wirkung" ist bei Springer VS erschienen.



stats