Bereits in der vergangenen Woche hatte sich angedeutet, dass Funke seine Kosten in der Vermarktung massiv senken will. Hier ist der Konzern denkbar komplex aufgestellt und beschäftigt drei Organisationen allein für nationale Werbung, die neben dem regionalen Geschäft ohnehin nur ein Fünftel der Werbeerlöse einspielt: Eine eigene Struktur für einzelne Kunden, zweitens den Verbund Score Media für Handels- und weitere Zeitungskunden sowie, drittens, Media Impact, das Joint Venture mit Springer, vor allem für die Zeitschriften.
Ziel in der eigenen Organisation sei nun eine "sinnvolle Zentralisierung" über alle Standorte hinweg (Essen, Hamburg, Berlin, München, Braunschweig, Thüringen) bei "gleichzeitiger Schaffung schlagkräftiger Teams vor Ort", sagte Geschäftsführer
Ove Saffe bereits in der vergangenen Woche. Zugleich solle der Schwerpunkt ins Digitale verlagert werden.
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Seit Wochen ranken sich Gerüchte um die Essener Mediengruppe. Jetzt zeigt sich: Die Sorgen waren berechtigt. Kaum ein Bereich ist von Restrukturierungen ausgenommen.
Was heißt das nun konkret?
Nach Informationen des Betriebsrates soll die Regionalmedien-Vermarktung in Nordrhein-Westfalen (
Media Sales NRW) "quasi halbiert" werden: 120 von 335 Stellen will der Verlag an Rhein und Ruhr in diesem Bereich offenbar abbauen und 40 Mitarbeiter in eine andere Firma verschieben. Die Zahl der Außenbüros soll von 24 auf acht bis zwölf sinken. In den Regionalmedien-Vermarktungen in Hamburg (
Mediahafen) und Berlin (
Media Checkpoint) sollen zwei beziehungsweise vier Stellen gestrichen und weitere nicht nachbesetzt werden; zudem will man die Handelsvertreterstruktur überprüfen. In Thüringen sollen in der Vermarktung vakante Stellen nicht neu besetzt werden und befristete Verträge auslaufen. Von Funke war bisher kein Kommentar zu diesen Zahlen zu erhalten.
Soweit zu den laut Saffe künftig "schlagkräftigen
Teams vor Ort". Und wie sieht die zitierte "sinnvolle Zentralisierung" über alle Standorte hinweg aus? Dazu – also zum wichtigen konzeptuellen Blick nach vorne – ist bisher wenig bekannt.
Im vergangenen Herbst hatte Saffe im HORIZONT-Interview angekündigt, die Vermarktungen vor Ort "mit einheitlichen Standards, Sales-Kennziffern und Services" führen zu wollen und die nationalen
Key-Accounts zu zentralisieren. Und das Neben- oder bisweilen eher Gegeneinander-Spiel von Score Media und
Media Impact? "Hier denken wir über Optimierungen und verbesserte Abstimmungen nach, unter Berücksichtigung der kartellrechtlichen Auflagen", so Saffe im Oktober.
Unterdessen nennen die Funke-Betriebsräte erstmals eine Zahl zum Gesamtvolumen der Stellenstreichungen, über alle Bereiche, inklusive der bekannten Maßnahmen: "Insgesamt stehen in NRW rund 300 Stellen zur Disposition", heißt es. Mit allen anderen Standorten, so muss man vermuten, könnte diese Zahl auf bis zu 350 anwachsen.
rp