Reuters Institute Digital News Report

Für immer mehr junge Menschen sind soziale Medien die Hauptnachrichtenquelle

Vor allem junge Nutzer konsumieren Nachrichten vor allem online
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Vor allem junge Nutzer konsumieren Nachrichten vor allem online
Die Nachrichtennutzung in Deutschland ist auf hohem Niveau stabil. Das geht aus dem aktuellen Digital News Report des Reuters Institute hervor. Hauptnachrichtenquelle ist nach wie vor das Fernsehen, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Vor allem junge Onliner beziehen ihre Nachrichten häufiger aus sozialen Medien - obwohl sie Facebook & Co als Nachrichtenquelle am wenigsten vertrauen.
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Nicht erst seit der Coronakrise ist das Bedürfnis der Menschen nach aktuellen Informationen hoch: 94 Prozent aller erwachsenen Onliner konsumieren regelmäßig, also mindestens mehrmals pro Woche Nachrichten (2019: 95 Prozent), 71 Prozent bekunden sogar ein hohes Interessen an Nachrichten. Dabei ist der Anteil der jungen Onliner, die sehr an Nachrichten interessiert sind, gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen: Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 50 Prozent (+7 Prozentpunkte), bei den 25- bis 34-Jährigen 66 Prozent (+9 Punkte). 

Hauptnachrichtenqulle ist und bleibt das Fernsehen: Für 42 Prozent sind Nachrichtensendungen die erste Anlaufstation für aktuelle Informationen, allerdings verliert das Fernsehen an Bedeutung: Im Vorjahr gaben noch 45 Prozent der Befragten an, sich vor allem im TV zu informieren. Das Internet ist mittlerweile für 38 Prozent der deutschen Onliner die Hauptnachrichtenquelle - ein Plus um 2 Prozentpunkte. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist das Netz sogar für 72 Prozent die wichtigste Quelle. 
Die Hauptnachrichtenquellen der Deutschen nach Alter (Angaben in Prozent)
Die Hauptnachrichtenquellen der Deutschen nach Alter (Angaben in Prozent)
Auffällig ist laut den Forschern des Reuters Institute der Anstieg der Reichweite von sozialen Medien als Nachrichtenquelle, der vor allem von den jungen Nutzern befeuert wird. 37 Prozent aller Onliner nutzen Facebook, Youtube, Instagram & Co. als Nachrichtenquelle (+3 Punkte), bei den unter 25-Jährigen sind es sogar 56 Prozent, ein Anstieg um 6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Für 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind soziale Medien sogar die Hauptnachrichtenquelle - ein Anstieg um 8 Prozentpunkte. 

Dabei gibt es innerhalb der sozialen Medien größere Verschiebungen: So wird Facebook in allen Altersgruppen unter 45 Jahren deutlich seltener für Nachrichten genutzt, bei den unter 25-Jährigen liegt der Rückgang sogar bei 6 Prozentpunkten. Auch Instagram wird in dieser Zielgruppe seltener als Nachrichtenquelle genutzt (20 Prozent vs. 23 Prozent im Vorjahr). 

Trotz der hohen Nutzung auch als Nachrichtenquelle ist das Verhältnis der Nutzer zu den sozialen Medien allerdings zwiespältig. Jeder Zweite vertraut den Nachrichten in den sozialen Medien nicht, 36 Prozent sind unentschieden und nur 14 Prozent schenken Facebook & Co als Nachrichtenquelle Vertrauen. Insgesamt ist das Vertrauen der Menschen in Nachrichten unabhängig von der Quelle gespalten: Weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent/-2 Punkte) in Deutschland vertrauen den Nachrichten, jeder Dritte (32 Prozent) ist unentschieden und 23 Prozent schenken Nachrichten im Allgemeinen kein Vertrauen.

Angst vor Fake News untergräbt das Vertrauen

Vor allem die Angst vor Fake News tragen zur Verunsicherung bei. 37 Prozent haben bedenken, Falschmeldungen nicht als solche zu erkennen, nur etwa jeder Fünfte (22 Prozent) hat keine Bedenken, Fake News aufzusitzen. Die größten Bedenken, dort Fake News zu finden, haben die meisten (35 Prozent) übrigens in Bezug auf Facebook.

Ein weiterer Befund des News Report, der vor allem traditionelle Medienhäuser freuen dürfte: Die Zahlungsbereitschaft für Nachrichten im Internet steigt. Immerhin jeder Zehnte hat in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld ausgegeben, ein Plus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr und zugleich der höchste Wert seit dem Beginn der Erhebungen durch das Reuters Institute. Am größten ist der Anteil zahlender Nutzer mit 16 Prozent bemerkenswerterweiser in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen.

Zu denken geben sollte den Anbietern dagegen ein anderes Ergebnis: Etwa jeder Zweite (46 Prozent) hat keine Bedenken, bestimmte Nachrichten zu verpassen, wenn man Quellen, für die man bezahlen muss, nicht verwendet. Laut Reuters "ein deutliches Indiz dafür, dass viele Nutzer hinter Bezahlschranken keine Exklusivität bzw. keinen Mehrwert vermuten" und die Informationen lieber in frei zugänglichen Quellen suchen. 
Für den Reuters Institute Digital News Reports wurden insgesamt 80.155 Onlinernutzer aus 40 Ländern auf sechs Kontinenten befragt. Die deutsche Teilstudie wurde vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg erarbeitet. Die Befragungen in Deutschland wurden zwischen dem 17. und 30. Januar durchgeführt, also noch vor der Corona-Pandemie. Ergänzend dazu wurde durch das Reuters Institute for the Study of Journalism eine Befragung zur spezifischen Nachrichtennutzung unter COVID-19-Bedingungen durchgeführt, auf deren Ergebnisse im deutschen Bericht an ausgewählten Stellen verwiesen wird. dh
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