Paid-Content-Modelle sind auf dem Vormarsch
Junge Internetnutzer sind überdurchschnittlich aufgeschlossen dafür, für Inhalte im Internet Geld auszugeben. Das geht aus einer Umfrage von PwC hervor. Fast 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben schon einmal journalistische Paid-Content-Angebote genutzt. Am geringsten ist die Zahlungsbereitschaft bei den über 40-Jährigen.
Laut der Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft haben 39 Prozent der 18- bis 39-Jährigen Internetnutzer schon einmal Geld für journalistische Inhalte im Internet ausgegeben. Weitere 20 Prozent sind grundsätzlich bereit, Paid-Content-Angebote zu nutzen. Immer noch relativ hoch ist die Zahlungsbereitschaft bei den 30- bis 39-Jährigen: In dieser Altersgruppe haben 34 Prozent schon einmal Paid-Content-Angebote genutzt, 18 Prozent sind grundsätzlich offen dafür.
Bei den über 40-Jährigen nimmt die Zahlungsbereitschaft dagegen signifikant ab. Nur jeder sechste 40- bis 59-Jährige (ca. 17 Prozent) hat für Online-Journalismus schon einmal Geld ausgegeben. PwC führt das vor allem darauf zurück, dass sich diese Generation an die Kostenloskultur im Internet gewöhnt hat: "Der Aufstieg der Online-Medien in den frühen Nullerjahren hat eine Unkultur des kostenfreien Medienkonsums mit sich gebracht. Darunter leiden die klassischen Zeitungs- und Magazinverlage bis heute", sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland. "Unsere Umfrage liefert nun erste Hinweise, dass diese Entwicklung – anders als oft behauptet – vielleicht doch nicht unumkehrbar ist. Denn während sich viele der heute 40- bis 60-Jährigen daran gewöhnt haben, dass journalistische Inhalte im Internet nichts kosten, ist bei den 20- bis 40-Jährigen offensichtlich eine Gegenbewegung zu beobachten."
Wer ein Streaming-Abo hat, findet es womöglich ganz normal, sich auch ein digitales Magazin-Abo zu leisten oder per App einzelne Artikel kostenpflichtig herunterzuladen.
Werner Ballhaus
Für diese Trendumkehr gebe es eine Reihe von Gründen: Zum einen verschwinden immer mehr hochwertige journalistische Inhalte im Netz hinter Bezahlschranken. "Dadurch wachsen jüngere Leser mit der Erkenntnis auf, dass guter Journalismus eben doch nicht kostenlos zu haben ist", sagt Ballhaus. Ein weiterer Faktor: Die Generation Smartphone ist – anders als die Generation Internet – daran gewöhnt, für nicht-physische Produkte zu bezahlen. "Wer ein Streaming-Abo hat, findet es womöglich ganz normal, sich auch ein digitales Magazin-Abo zu leisten oder per App einzelne Artikel kostenpflichtig herunterzuladen", erklärt der PwC-Experte. Auch die Bezahlsysteme werden immer nutzerfreundlicher.
Allerdings gebe es immer noch sehr viele Nutzer, die grundsätzlich nicht bereit sind, für journalistische Inhalte zu bezahlen. 46 Prozent gaben an, sie würden normalerweise nicht für Inhalte bezahlen, da diese meist an anderer Stelle gratis zur Verfügung stehen. Wer mit bezahlpflichtigen Inhalten Geld verdienen wolle, müsse daher auch in exklusiven Journalismus investieren, so Ballhaus.
Eine weitere mögliche Strategie, um die Erlöse im Internet zu steigern, wäre es, gezielt in Inhalte für jüngere Nutzer zu investieren: "Denn die sind mit bezahlten Inhalten aufgewachsen – und kommen bald in ein Alter, in dem sie sich diese auch verstärkt leisten können." Bei den Lesern mittleren Alters bleibe dagegen nur die Hoffnung, dass sie den Wert von hochwertigem Journalismus mit zunehmendem Alter wieder stärker zu schätzen wissen – und dann auch wieder Geld dafür ausgeben.
dh