Plattformen & Medien

"Ich hatte die letzten Jahre damit verbracht, über Facebook zu schimpfen"

Jesper Doub, Director of News Partnerships EMEA bei Facebook
Spiegel Gruppe
Jesper Doub, Director of News Partnerships EMEA bei Facebook
Will Facebook nach der Herabstufung von Presseinhalten im Algorithmus nun doch wieder auf die Verlage zugehen? Wer Facebook-Mann Jesper Doub auf dem Digital Innovators‘ Summit des VDZ zuhörte, konnte diesen Eindruck gewinnen. Doch entscheidend sind Taten, nicht Worte. Bei Bloomberg ist man für Medien immerhin vorsichtig optimistisch.
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"Ich hatte die letzten Jahre beim Spiegel damit verbracht, über Facebook zu schimpfen, wie sie uns als Partner behandeln – oder eben nicht als Partner behandeln", sagte Jesper Doub, seit Ende vergangenen Jahres Director of News Partnerships EMEA bei Facebook. Zuvor war er drei Jahre Geschäftsführer von Spiegel Online. Sicherlich hätte Facebook den Schritt damals etwas besser erklären können. Man habe nun dazugelernt und das "Journalism Project" weiterentwickelt – es sei unter den Verlagen noch zu wenig bekannt, anders als Googles Initiative. "Wir werden Google nicht kopieren", erklärt Doub. Um Facebooks Unterstützung könne man sich nicht bewerben, es gehe eher um Tools und um die Entwicklung gemeinsamer Projekte.


"Wir verpflichten uns dazu, dem Journalismus bei seinem dramatischen Wandel zu helfen", trommelt Doub für Facebooks Initiative: "Wir haben dafür viele erstklassige Journalisten in unserem weltweiten Projektteam, auch Pulitzer-Preisträger."

Zuvor hatte Scott Havens, Global Head of Digital & Media Distribution bei Bloomberg Media, für eine gesunde Skepsis im Umgang mit Facebook und Co plädiert: "Die Plattformen sind nicht dazu da, um den Publishern zu helfen – sondern sie haben eigene Ziele und Investoren." Er mahnt auch, dass Produktentwicklungen von den Medienhäusern selbst kommen müssten. Wer sich dabei auf die Plattformen verlasse, bringe sich um die eigene Wirtschaftlichkeit, denn "Innovation ist Wachstum".

Langfristig indes gibt sich der Bloomberg-Mann optimistisch: Die Plattformen bräuchten Inhalte, um Nutzer zu halten und um Werbekunden sichere Umfelder zu bieten. Daher werde sich ihr Umgang mit den Medienhäusern verbessern und zu fairen Vergütungen für beide Partner führen. rp

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