Schon länger gab es bei Axel Springer Planspiele und entsprechende Medienberichte, die tägliche Video-Live-Berichterstattung bei Bild wieder aufs frühere Maß zu reduzieren. Grund sind – im Verhältnis zu den Kosten – zu geringe Zuschauerzahlen und Werbeerlöse. Nun ist es so weit: Laut dem Portal Medieninsider sind die Beschäftigten am Donnerstag darüber informiert worden, dass es künftig im Tagesprogramm keine Live-Strecken mehr gebe – oder nur bei besonderen Ereignissen. Ein Springer-Sprecher habe dies laut dem Portal DWDL bestätigt, heißt es dort. Laut Medieninsider sind rund 80 Beschäftigte betroffen, fast alle mit befristeten Arbeitsverträgen, die nicht verlängert werden sollen.
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Verlag unterdessen auf, „den geplanten personellen Kahlschlag“ bei Bild TV „sozial abzufedern“. Springer müsse seiner Verantwortung als Arbeitgeber gerecht werden und den Betroffenen „alternative Arbeitsplätze im Konzern anbieten“, fordert der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.
Erhalten bleiben bei Bild TV sollen einzelne News- und Talkformate sowie Teile der Sportberichterstattung. Aufgefüllt werden soll das Programm mit Dokus, teils von Bild TV und vom Schwestersender Welt TV, der laut DWDL auch unmoderierte Kurznachrichten liefern soll. Für Bild-Bewegtbildchef Claus Strunz und Vize-Chefredakteur Paul Ronzheimer als Gesicht von Bild TV ist das eine herbe Niederlage. „Das Motto für Jahr 2 lautet nicht Revolution, sondern intensive Evolution. Wir sind ein News- und Entertainment-Sender, wir sind näher dran an den Themen und Menschen und setzen sehr stark auf live und unsere Reporter-Kompetenz vor Ort“, das sagte Strunz noch
Ende August im HORIZONT-Interview. Anfang des Jahres war sogar noch von einem Ausbau des Live-Programms die Rede.
Aufgebaut worden war Bild TV vom früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Der meldete sich jetzt
per Twitter zu Wort: „In Kleinmut allein kann für Bild keine Zukunft liegen“, schreibt er dort. Und: „Man hätte es weiter wagen müssen.“
HOR