Kai Konrad ist Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München
Widerspruch der Wissenschaft: Die Autoren des brisanten Gutachtens zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk wehren sich gegen die Vorwürfe aus den Reihen der Politik und Senderanstalten. Und warnen vor einer Ausweitung des Gebührenjournalismus.
Zur Erinnerung: Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums stellt das derzeitige öffentlich-rechtliche System komplett auf den Prüfstand. ARD und ZDF sollten ihr Angebot auf das konzentrieren, was die Privatsender nicht liefern, fordern die Damen und Herren Professoren. Die Zwangsgebühr pro Haushalt sollte durch ein nutzungsabhängiges Bezahlmodell ersetzt werden. Außerdem sollten die Anstalten bitte auf Werbung verzichten.
Landespolitiker, Rundfunk- und Gewerkschaftsfunktionäre hatten daraufhin
lautstark gegen das Gutachten protestiert. "Dass in dieser Diskussion Interessenvertreter ihre Interessen vertreten, sollte einen nicht überraschen", sagt
Kai Konrad, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München, im Interview mit HORIZONT. Konrad ist als damaliger Vorsitzender des Gremiums aus 32 Wirtschafts- und Rechtsprofessoren verantwortlich für das Gutachten.
Ein Kritikpunkt am Gutachten ist, dass Rundfunkpolitik Ländersache sei und der Bundesfinanzminister und seine Gutachter deshalb doch bitte schweigen sollten. Seiner Erfahrung nach gelte: Das Gremium "denkt gern und unabhängig", entgegnet Konrad. Und der Vorwurf, der Beirat ignoriere die Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts zur Rundfunkordnung? "Wer sich das Gutachten durchsieht, wird erkennen, dass dieser Vorwurf haltlos ist", so Konrad: "Das Gremium hat ausgewiesene Verfassungsrechtler in seiner Mitte und hat sich mit der Medienrechtsprechung im Gutachten ausführlich auseinandergesetzt."
Zudem warnt der Wissenschaftler davor, die Subventionierung auf Verlage auszudehnen, wie es einzelne Stimmen anregen. Der Zeitungsmarkt sei nicht zuletzt wegen der öffentlich-rechtlichen Sender, die – gebührenfinanziert dabei im Vorteil – online mit den Zeitungen konkurrierten, in einer schwierigen Situation. Er würde verstehen, wenn einige Verlage versuchen würden, Anteil an der öffentlichen Beitragsfinanzierung zu bekommen, so Konrad. Aber: "Gesund für das Funktionieren unserer sozialen Marktwirtschaft wäre das nicht."
Wieviel Privatwirtschaft darf oder muss es im Rundfunk geben? Und wie bewerten die Wissenschaftler die Werbefinanzierung? Das gesamte Interview lesen Abonnenten in der HORIZONT-Ausgabe 10/2015, die am Donnerstag, 5. März erschien.
rp