Elke Schneiderbanger, Geschäftsführerin des Vermarkters ARD-Werbung Sales & Services und TV-Verkaufsleiter Uwe Esser, hatten im Interview mit HORIZONT auf die Kritik von Zeit-Geschäftsführer Rainer Esser an der Qualität von TV-Umfeldern ihrerseits mit Angriffen auf die Gattung Print reagiert. "Er (Rainer Esser, Anm. D. Red.) sagt, das Problem liege in der Qualität von TV. Dabei ist die Qualität im Printbereich selbst bei sogenannten Entscheidermedien zu diskutieren", so Uwe Esser gegenüber HORIZONT. Schneiderbanger bemühte als Beweis für das angebliche Qualitätsproblem der Printmedien den Relotius-Skandal beim Spiegel: "Wie muss es denn in den Redaktionen zugehen, wenn Journalisten glauben, auf diese Art gewünschte Geschichten kreieren zu müssen? Das wirft kein besonders gutes Bild auf Zeitungen und Zeitschriften."
„Die von null Sachkenntnis geprägte Attacke der ARD-Werber ist verheerend für die Glaubwürdigkeit der Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen.“
Frank Überall
Der DJV weist die Kritik der beiden ARD-Manager als "deplatziert und unfair" zurück: "Die ARD-Werber tun so, als ob die Fälschungen eines Claas Relotius in Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen an der Tagesordnung seien", kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. "Das ist eine bodenlose Frechheit." Der Spiegel und andere betroffene Medien würden sich um eine Aufarbeitung der Affäre bemühen. "Die von null Sachkenntnis geprägte Attacke der ARD-Werber ist verheerend für die Glaubwürdigkeit der Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen." Überall forderte zudem den ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm auf, die "kaufmännischen Mitarbeiter der ARD-Werbetochter" in ihre Schranken zu weisen.
Mehr zum Thema
AS&S-Manager Elke Schneiderbanger und Uwe Esser
"Wir profitieren auch von den Problemen von Print"
HORIZONT trifft auf ein gut gelauntes Team. In einem eher schwachen Markt konnte ARD-Werbung Sales & Services 2018 erneut wachsen. Auch ins Jahr 2019 blicken AS&S-Chefin Elke Schneiderbanger und Uwe Esser dank starker Quotenentwicklung des Ersten optimistisch.
Die ARD bemüht sich, die Wogen zu glätten. Wilhelm distanzierte sich von den Angriffen der beiden AS&S-Manager auf die Printmedien: Der ARD-Vorsitzende teile deren Auffassung nicht, teilt die ARD-Pressestelle auf Anfrage mit. Wilhelm betone vielmehr seit Jahren "das Miteinander von Medien in einer Verantwortungsgemeinschaft". Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bestehe kein Anlass zur Abgrenzung gegenüber den Zeitungen. Beide Seiten sollten sich den Herausforderungen in einer sich rasant verändernden Medienwelt gemeinsam stellen.
dh