Die 55-Jährige Schäferkordt kehrt dem TV-Konzern auf dem Zenit ihres Wirkens den Rücken und hinterlässt ein, wie es so schön heißt, "gut bestelltes Haus". Seit ihrem Amtsantritt vor 13 Jahren ist der Umsatz auf zuletzt über 2,3 Milliarden Euro geklettert, das operative Ergebnis hat sich auf 725 Millionen Euro verdreifacht. Die Mediengruppe RTL Deutschland ist damit der wichtigste Profitbringer im Bertelsmann-Konzern. "Unser Unternehmen war für mich mehr als ein Arbeitsplatz", teilte sie den Mitarbeitern vergangene Woche in einem Brief mit und bat um Vertrauen für ihren Nachfolger Bernd Reichart, den sie 2013 mit den Worten "Ich habe etwas für Dich: die Perle" von Spanien aus an den Rhein geholt hat. Dass er auch ihr Nachfolger an der Konzernspitze werden könnte, war recht schnell ausgemacht.
Die scheidende RTL-Chefin Anke Schäferkordt
Mit dem Ausscheiden von Schäferkordt endet eine Epoche, eine neue beginnt. Aus "Ankes Boyband" wird nun der Boys Only Club, denn mit Schäferkordts Ausscheiden verlässt auch die einzige Frau die zwölfköpfige Geschäftsleitung der Mediengruppe.
Schwache Werbekonjunktur
Reichart übernimmt den Job in einem schwierigen Jahr. Erstmals seit Jahren schwächelt das TV-Geschäft, das den Löwenanteil zum Umsatz beiträgt. Der deutsche Werbemarkt tut sich 2018 schwer, Fernsehen als größte Gattung bekommt dies zu spüren und stellt sich auf eine Umsatzstagnation, eventuell auch ein Minus ein. Die Signale für 2019 sind ebenfalls verhalten. Ob es sich um eine vorübergehende Konjunkturdelle handelt, um eine beginnende Konjunkturkrise oder gar um den Beginn eines Abschwungs für TV, ist im Moment nicht abzusehen.