Aber zunächst zu den Reichweiten der klassischen Radiosender: Der große Verlierer der aktuellen MA heißt erneut Antenne Bayern. Der langjährige Branchenprimus unter den deutschen Privatsendern muss erneut herbe Verluste einstecken. Pro Stunde hörten an einem Werktag im Schnitt 805.000 Hörer den Sender aus Ismaning - ein Verlust von 91.000 Hörern pro Stunde beziehungsweise 10 Prozent im Vergleich zur vorangegangenen MA Audio 2020 I.
Auffällig ist allerdings, dass alle großen Sender in Bayern und auch bundesweit zahlreiche Hörer verloren haben. Für Bayern 3 weist die MA 86.000 Hörer weniger aus, Bayern 1 verliert 37.000 Hörer. Auch die öffentlich-rechtlichen Dickschiffe SWR 3 (-28 Tsd.) , WDR 2 (-70 Tsd.) und 1Live (-38 Tsd. Hörer) liegen durchweg im Minus. Abgesehen von dem Mantelprogrammanbieter Radio NRW mit glatt 1,5 Millionen Hörern pro Stunde kommt lediglich Bayern 1 noch auf mehr als eine Million Hörer pro Stunde (1,1 Millionen). Auch SWR 3 und WDR 2 rutschen in den sechstelligen Bereich.
MA 2020 Audio II: Die 20 größten Sender
Sender | Hörer in Tsd. | Veränd. abs. | Veränd in % |
radio NRW | 1.500 | +25 | +1,7 |
BAYERN 1 | 1.104 | -37 | -3,2 |
SWR3 | 998 | -28 | -2,7 |
WDR 2 | 950 | -70 | -6,9 |
ANTENNE BAYERN | 805 | -91 | -10,2 |
1LIVE | 746 | -38 | -4,8 |
NDR 2 | 740 | -10 | -1,3 |
BAYERN 3 | 728 | -86 | -10,6 |
HIT RADIO FFH | 458 | 0 | 0,0 |
radio ffn | 418 | -44 | -9,5 |
SWR4 BW | 414 | -1 | -0,2 |
SWR1 BW | 411 | +3 | +0,7 |
MDR SACHSEN | 406 | +14 | +3,6 |
RADIO BOB! | 395 | +88 | +28,7 |
MDR JUMP | 328 | +20 | +6,5 |
hr3 | 288 | -38 | -11,7 |
hr4 | 285 | +26 | +10,0 |
R.SH Radio Schleswig-Holstein | 238 | -58 | -19,6 |
ROCK ANTENNE | 233 | +2 | +0,9 |
Klassik Radio | 228 | 0 | 0,0 |
Quelle: Agma (Hörer pro Stunde in Tsd. / Deutschsprachige Bev. ab 14 Jahren)
Gewonnen haben vor allem kleinere und mittelgroße Sender - allen voran Radio Bob. Der Rocksender setzt sein rasantes Wachstum fort und kommt laut den aktuellen Zahlen jetzt auf knapp 400.000 Hörer pro Stunde (exakt 395 Tsd.) und schiebt sich damit an namhaften Sendern wie HR3 oder R.SH vorbei. Ebenfalls deutlich zulegen konnten Hitradio RTL Sachsen, HR4, die junge MDR-Welle Jump sowie der Ortsrivale Radio PSR. Da gleich mehrere Sender aus Sachsen deutliche Zugewinne verzeichnen konnten, liegt die Vermutung nahe, dass die Verluste der großen bayerischen Sender zumindest im Norden Bayerns zum Teil auf das Konto der ostdeutschen Sender gehen.
MA 2020 Audio II: Die Gewinner
Sender | Hörer in Tsd. | Veränd. abs. | Veränd. in % |
RADIO BOB! | 395 | +88 | +28,7 |
HITRADIO RTL SACHSEN | 94 | +28 | +42,4 |
hr4 | 285 | +26 | +10,0 |
radio NRW | 1.500 | +25 | +1,7 |
MDR JUMP | 328 | +20 | +6,5 |
RADIO PSR | 168 | +20 | +13,5 |
MDR SACHSEN | 406 | +14 | +3,6 |
Bayern 2 | 156 | +14 | +9,9 |
ANTENNE THÜRINGEN | 140 | +13 | +10,2 |
RADIO BOB! rockt Schleswig-Holstein | 67 | +13 | +24,1 |
Quelle: Agma (Hörer pro Stunde in Tsd. / Deutschsprachige Bev. ab 14 Jahren)
Insgesamt bleibt die Radio-Nutzung auf hohem Niveau stabil: 93,4 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren schalten mindestens einmal im Monat das Radio ein, die Hördauer liegt mit 254 Minuten im Schnitt bei mehr als vier Stunden. Online-Radiosender sind vor allem bei jungen Höreren beliebt, hier liegt die Reichweite in einem 4-Wochen-Zeitraum bei 34,5 Prozent. Podcasts wurden von 22,3 Prozent der Befragten schon einmal genutzt, bei den 14- bis 49-Jährigen liegt der Anteil bei 33,5 Prozent.
MA 2020 Audio II: Die Verlierer
Sender | Hörer in Tsd. | Veränd. abs. | Veränd. in % |
ANTENNE BAYERN | 805 | -91 | -10,2 |
BAYERN 3 | 728 | -86 | -10,6 |
Antenne Niedersachsen | 208 | -73 | -26,0 |
WDR 2 | 950 | -70 | -6,9 |
R.SH Radio Schleswig-Holstein | 238 | -58 | -19,6 |
radio ffn | 418 | -44 | -9,5 |
1LIVE | 746 | -38 | -4,8 |
hr3 | 288 | -38 | -11,7 |
BAYERN 1 | 1.104 | -37 | -3,2 |
bigFM HOT MUSIC RADIO | 147 | -37 | -20,1 |
Quelle: Agma (Hörer pro Stunde in Tsd. / Deutschsprachige Bev. ab 14 Jahren)
"Die aktuelle MA Audio bescheinigt der Gattung Radio/Audio einmal mehr starke Nutzungswerte, die in Summe auf hohem Niveau konstant bleiben" betont Jan Isenbart, Vorstand Radio/Audio der Agma. "Da in die Frühjahrserhebung bis Ende März nur zwei Corona-Wochen fielen, gibt es erwartungsgemäß keinen Sondereffekt in den Daten aus insgesamt 28 Erhebungswochen. Hinzu kommt, dass sich eine steigende Nutzung im Streaming-Bereich, wie sie die MA IP Audio dokumentiert hat, und ein leichter Rückgang beim Hören im Autoradio durch Lockdown und Home Office aktuell die Waage gehalten haben könnten. Die MA Audio bietet damit auch in besonders herausfordernden Zeiten eine verlässliche Planungsgrundlage für 2021."
dh