Kriegsbeginn an Weiberfastnacht

Wie die Medien in Deutschland auf die Ukraine-Krise reagieren

Ein gepanzertes Fahrzeug in der Nähe von Armyansk auf der Krim
IMAGO / ITAR-TASS
Ein gepanzertes Fahrzeug in der Nähe von Armyansk auf der Krim
Während in der Ukraine die Panzer rollen, wird im Rheinland Karneval gefeiert. Viele Medien haben wegen des Krieges ihr geplantes Programm umgeworfen. Die Situation stellt aber nicht nur die Sender in den Karnevalshochburgen vor besondere Herausforderungen. Wie die Medien in Deutschland über den Konflikt in der Ukraine berichten.
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Eigentlich ist der Donnerstag vor Aschermittwoch für viele Menschen in Deutschland ein Anlass zum Feiern, markiert Weiberfasnacht doch den Auftakt zum Straßenkarneval. Regionale Medien wie der WDR oder der SWR berichten an diesem Tag normalerweise in stundenlangen Livestrecken über das bunte Treiben in Köln, Düsseldorf, Mainz und anderswo. Doch in diesem Jahr verbietet sich das Feiern angesichts des Angriffs von Russland auf die Ukraine eigentlich - was viele Jecken nicht davon abgehalten hat, trotzdem auf die Straße zu gehen. 

Für die Medien in den Karnevalshochburgen ist die Situation ein Spagat - sie können weder das Geschehen vor der eigenen Haustür, noch den Kriegsbeginn in der Ukraine ignorieren. Der Lokalsender Radio Köln änderte am Donnerstagmorgen sein Programm und sendete seit 8 Uhr keine Karnevalsmusik mehr. Auch der öffentlich-rechtliche Radiosender WDR4 änderte sein Programm, spielte Pop statt Stimmungsmusik. Das WDR-Fernsehen setzte dagegen weiter auf Karneval - wobei die Moderatorinnen die Problematik klar benannten. Auch an der geplanten Live-Sendung "Weiber live 2022" am Nachmittag hielt der Sender zunächst fest. Kurz vor 14 Uhr verabschiedeten sich die Moderatorinnen Sabine Wieseler und Anna Planken aber überraschend von den Zuschauern. Wieseler sagte: "Wir hatten einen ziemlich langen Plan, kürzen diese Sendung aber hier ab, weil es sich eben zunehmend schwierig anfühlt, Karneval zu feiern, während in der Ukraine Krieg ist." 

Der öffentlich-rechtliche Sender WDR4 änderte am Vormittag unterdessen sein Musikprogramm, das unter dem Motto "Karneval hoch 4" angekündigt war. Stattdessen liefen unter anderem Oldies. Ein Moderator begründete die Umstellung mit dem Angriff auf die Ukraine. Eine WDR-Sprecherin wies darauf hin, dass das Fernsehen die "WDR Aktuell"-Ausgaben um 12.45 und um 16.00 Uhr verlängern werde. Das WDR Fernsehen habe um 11.00 Uhr zwar die geplante Live-Strecke zum Karneval gestartet, werde aber die Tonalität der aktuellen Situation anpassen. "Die Sendung wird in ihrem Charakter die Ambivalenz der Ereignislage abbilden und über weitere Entwicklungen informieren." 

Der private Sender Radio Köln hatte bereits am Morgen sein Programm umgeworfen. "Wir können nicht über den Krieg berichten und drumherum Karnevalsmusik senden", sagte Chefredakteurin Claudia Schall der Deutschen Presse-Agentur. Auch Radio Köln hatte nach eigenen Angaben geplant, von 6.00 Uhr bis Mitternacht Karnevalsmusik zu spielen. Der Kölner Lokalsender gehört zum Verbund Radio NRW. Dessen Sender haben auch ihr nachrichtliches Programm geändert. Am Vormittag sollte es eine monothematische Sendung zum Angriff auf die Ukraine geben, danach stündliche Updates, so eine Sprecherin. Auch die Comedy-Blöcke wurden bis zunächst 16.00 Uhr gestrichen. 

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Auch in den überregionalen Fernsehsendern ist der Einmarsch Russlands in die Ukraine heute das beherrschende Thema. ARD und ZDF berichten seit dem Morgen in Sondersendungen über den Krieg. Das Erste informierte seit dem Morgen mit einer "Tagesschau extra" live über den Konflikt. Nach dem Mittagsmagazin ab 14 Uhr wird die Sondersendung fortgesetzt. Das ZDF unterbricht sein reguläres Programm seit dem Morgen immer wieder durch "ZDF Spezial"-Sendungen.

Tweet ZDF Sondersendungen

RTL und N-TV berichten seit 8 Uhr in der von Marco Schreyl und Christoph Teuner moderierten gemeinsamen Sondersendung "Krieg im Osten Europas – Putin greift die Ukrainer an" über die aktuelle Lage vor Ort. Von 15 bis 17.30 Uhr wird es eine weitere gemeinsame Sondersendung bei RTL und dem Nachrichtensender geben. Auch für den Abend haben alle großen Sender Sondersendungen zum Ukraine-Konflikt angekündigt. dh/dpa
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