Sie arbeiten seit vielen Jahren als Korrespondentin in Washington. Wie hat sich seit dem Amtsantritt von Trump ihre Arbeit verändert. Als ich in Washington angefangen habe, war noch der ältere George Bush Präsident. Die vergangenen Jahre unter Trump waren mit nichts vergleichbar, was ich vorher hier erlebt habe. Zu hören, dass Trump die Presse die "Feinde des Volkes" nennt, hat es mir kalt den Rücken herunterlaufen lassen. Das sind die Worte, mit denen Josef Stalin Millionen von Menschen in die Gulags geschickt hat. Ich glaube fest daran, dass Washington DC mittlerweile das Epizentrum globaler politischer Instabilität ist.
Was hat sich konkret an ihrer Arbeit geändert? Die große Veränderung in Washington in den vergangenen Jahren war die dramatische Veränderung der republikanischen Partei. Es hat nach 2017 einige Zeit gedauert, bis wir verarbeitet hatten, wie verrückt diese Administration ist. Man konnte 2017 noch Interviews mit republikanischen Abgeordneten und Angehörigen der Regierung führen, die an vorangegangene Administrationen erinnerten. Jetzt halten es Republikaner nicht mehr nötig mit uns zu reden oder irgendwelche ihre Handlungen gegenüber der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Das erinnert mich stark an die ersten Jahre Putins im Kreml. Als ich 2001 nach Moskau kam, gab es noch ein wenig der Offenheit der Jelzin Ära. Da konnte ich noch mit dem Stabschef im Kreml reden. Ein paar Jahre später hat niemand mehr mit Journalisten aus dem Westen geredet. Und das gleiche passiert jetzt in Washington.
Wie gehen Sie damit um, dass Sie diesen Zugang nicht mehr haben?