Jahresbilanz

RTL Group muss Umsatzeinbußen in Deutschland hinnehmen

Bert Habets , CEO der RTL Group
RTL Group
Bert Habets , CEO der RTL Group
Wegen eines schwächelnden Werbegeschäfts hat RTL in Deutschland Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Die Erlöse sanken im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro, wie die RTL Group am Mittwoch mitteilte. Grund für das Minus: Der heiße Sommer, die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Winterspiele im vergangenen Jahr - die Sport-Events liefen bei der Konkurrenz.
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In Märkten wie Frankreich und den Niederlanden lief es für die RTL Group besser. Insgesamt stieg der Konzernumsatz um 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebitda) sackte um 5,7 Prozent ab auf 1,4 Milliarden Euro, was an einem hohen Vergleichswert aus dem Vorjahr lag - damals wurden Immobilien in Paris für 94 Millionen Euro verkauft. Rechnet man diesen Einmaleffekt heraus, wäre es immerhin ein kleines Plus von 0,7 Prozent gewesen.


Neben dem TV-Geschäft gewinnen zwei relativ junge Standbeine des Medienkonzerns an Bedeutung, und zwar die Produktionsgesellschaft Fremantle und Digitalangebote, etwa der Streamingdienst TV Now. Beide Geschäftsbereiche zogen stark an. Allerdings sind diese Geschäfte nicht so profitabel wie das klassische TV-Geschäft.

Zudem musste RTL einen Rückschlag in seiner Digitalsparte verkraften - das erst 2014 übernommene Videonetzwerk Stylehaul aus den USA musste für 105 Millionen Euro abgeschrieben werden. Dadurch sank der Nettogewinn des Konzerns deutlich.

Aufstrebende Streamingportale wie Amazon Prime oder Netflix sind für RTL Konkurrenten. Allerdings arbeitet der Medienkonzern mit den Wettbewerbern auch zusammen. So läuft die von der RTL-Tochter Fremantle produzierte Serie "American Gods" bei Amazon Prime und "The Rain" bei Netflix. Für seinen eigenen Streamingdienst TV Now hat der Konzern wiederum die Serie "M - eine Stadt sucht einen Mörder" produziert. Durch die Zusammenarbeit mit der Konkurrenz versucht sich RTL breiter aufzustellen - auch in Anbetracht des Strukturwandels weg vom traditionellen Fernsehen hin zum Konsum auf Abruf im Internet.

Mit seinen Digitalgeschäften, zu denen Videoclips für soziale Netzwerke gehören, kommt RTL inzwischen auf 15,1 Prozent vom Gesamtumsatz und damit 2,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.

Für die Zukunft will RTL seine Standbeine Digitales und Produktion weiter stärken. So will der Konzern in den kommenden drei Jahren mindestens 350 Millionen Euro zusätzlich in den Ausbau seiner Streaming-Dienste in den verschiedenen Ländern investieren, davon 300 Millionen Euro in Serien, Dokus, Reality-Shows und andere Formate.

In diesem Jahr peilt RTL steigende Umsätze an, rechnet aber mit weniger Betriebsgewinn. Grund: höhere Programmkosten. So sind 2019 zehn Fußball-Länderspiele bei RTL zu sehen, im Vorjahr waren es nur zwei - die Senderechte an solchen Spielen sind sehr teuer.

Die Zentrale von RTL Deutschland ist in Köln, die übergeordnete RTL Group sitzt in Luxemburg. Deren Mehrheitseigentümer wiederum ist der Medienkonzern Bertelsmann aus Gütersloh. RTL hat insgesamt rund 16.000 Mitarbeiter, davon 4000 in Deutschland. Stark vertreten ist RTL noch in Frankreich mit der Fernsehgruppe M6. dpa

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