Google-Vorstand Philipp Schindler

"Wir haben ein wirtschaftliches Interesse daran, dass es bei den Publishern gut läuft"

Philipp Schindler auf der Dmexco 2018
Dmexco
Philipp Schindler auf der Dmexco 2018
Google - der Freund der Publisher. Philipp Schindler, Chief Business Officer von Google und damit verantwortlich für die gesamten Geschäftsaktivitäten des Internetkonzerns, sieht Google als Freund der Publisher und nicht als deren Feind. "Wir haben ein Interesse daran, dass es bei den Publishern gut läuft", sagte Schindler auf der Dmexco im Fireside-Chat mit Ex-"Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch.
Teilen

Wer ihm nicht glaubt, den verweist Schindler auf einfache wirtschaftliche Zusammenhänge: Google hat mit den Publishern Revenue-Share-Modelle, bei denen der Werbeumsatz, der mit den Inhalten generiert wird, zwischen Publishern und Google aufgeteilt wird.

Wir haben 2017 rund 2,3 Milliarden Bad Ads herausgefiltert.
Philipp Schindler
"Da geht es nicht um Demokratie und Presse - rein wirtschaftlich müssen wir ein Interesse daran haben, dass die Publisher wachsen", so Schindler. 12,6 Milliarden Dollar hat der Konzern, der quasi keine eigenen Inhalte hat, vergangenes Jahr an Publisher ausgeschüttet.

Die Entscheidung der EU, dem Urheberrecht mehr Geltung zu verschaffen, lehnt Schindler erwartungsgemäß ab. Es sei eine schlechte Nachricht für Kreative und Gründer und "keine gute Entscheidung für Europa."  Gestern hatte das EU-Parlament für eine Urheberrechtsreform gestimmt. Teil davon ist ein europaweites Leistungsschutzrecht, das vor allem Google dazu zwingen soll, für auf Google News veröffentlichte Überschriften und Anreißertexte zu bezahlen. Profiteuere wären vor allem Verlage und andere Medienunternehmen.

Ansonsten gibt sich Schindler in der rappelvollen Congress Hall gewohnt glatt - trotz reihenweise kritischer und provokanter Fragen von Koch. Google fokussiere sich dabei immer auf den Nutzer ("Wir sind besessen davon, begeisternde Produkte zu bauen"), sei transparent ("Die Konsumenten müssen Transparenz darüber haben, welche Daten wir haben") und ein Streiter für bessere Werbung ("Wir haben 2017 rund 2,3 Milliarden Bad Ads herausgefiltert").

Dmexco 2018: Die Bilder vom ersten Tag

Wie hoch der Anteil der Bad Ads am Gesamtvolumen ist, sagt Schindler wiederum nicht. Auch nicht, wie viele Menschen die Möglichkeit nutzen, bei Google ihre Profile so anzulegen, dass die Daten von Google nicht verwendet werden dürfen, auch nicht. Überhaupt nutze Google Daten nur "um den Service besser zu machen".

Ansonsten beschäftigt sich Google intensiv mit dem Shift von Desktop zu Mobile. Youtube-Inhalte werden beispielsweise bereits zu 70 Prozent mobil abgerufen. Für die Werbung bedeutet die mobile Revolution einen Paradigmenwechsel: "Je kleiner die Oberfläche, um so relevanter muss das Ergebnis sein", so Schindler. Das gilt in gewisser Weise auch für Sprachassistenten: Akzeptierten die User auf dem Desktop noch mehrere Werbemittel, sind es bei Mobile nur noch wenige - bei Sprachassistenten dann am liebsten nur eines.

Auf die letzte Frage von Koch hatte Schindler dann aber doch eine klare Antwort: Wie es Schindlers zu Hause mit der Smartphone-Nutzung ihrer Kinder halten, wollte Koch wissen. Schindlers Antwort: Die Kinder dürfen nur noch am Wochenende ran. Aber auch Schindler selbst muss die Finger zu Hause öfter mal still halten und wird vom Nachwuchs kontrolliert. Damit befindet sich Schindler in guter Gesellschaft. Immer mehr Silicon-Valley-Größen outen sich als Reglementierer für die eigenen Kinder - während sie parallel dazu an immer ausgefeilteren Möglichkeiten arbeiten, Zielgruppen jeden Alters auf den eigenen Plattformen zu halten. pap

stats