Frankfurter Rundschau

Redaktion distanziert sich von AfD-Anzeige im eigenen Blatt

Frankfurter Rundschau und Frankfurter Neue Presse gehören zum Reich von Verleger Dirk Ippen
IMAGO / epd
Frankfurter Rundschau und Frankfurter Neue Presse gehören zum Reich von Verleger Dirk Ippen
Eine Anzeige der AfD in der Frankfurter Rundschau ist an sich schon bemerkenswert. Gleich zwei Hinweise in eigener Sache im Umfeld der Anzeige - eine von Verlagsseite und eine von Seiten der Redaktion - sind allerdings mehr als ungewöhnlich und zeigen, dass die Anzeige sowohl im Verlag als auch bei der traditionell links-liberalen Leserschaft der Frankfurter Traditionszeitung offensichtlich für Irritationen sorgt. 
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In der ganzseitigen Anzeige der AfD-Fraktion im deutschen Bundestag spricht sich die AfD gegen ein Gesetz zur Impfpflicht aus. Die AfD hat sich bekanntlich als einzige Fraktion im deutschen Bundestag klar gegen eine wie auch immer geartete Impfpflicht ausgesprochen. Unter der Anzeige findet sich eine kleingedruckte Anmerkung des Verlags: Über die Annahme beziehungsweise Ablehung einer Anzeige entscheide man immer "unter der Prämisse der redaktionellen Unabhängigkeit". Man achte bei Anzeigen "auf die Wahrung des Grundrechts zur freien Meinungsäußerung", sofern Anzeigen nicht gegen "geltendes Recht oder die Grundsätze des Verlags verstoßen". In diesem Sinne sei die Veröffentlichung der Anzeige der AfD "Teil der geltenden Meinungsfreiheit". Eine "kritische Bewertung der Inhalte" stehe allen Lesern zu. Offensichtlich ist sich der Verlag also durchaus bewusst, dass eine Anzeige der AfD bei den Lesern der FR nicht auf Gegenliebe stößt. 

Doch damit nicht genug: Links neben der Anzeige findet sich ein kleiner, in FR-Grün umrandeter redaktioneller Hinweis in eigener Sache: "Die Redaktion distanziert sich von nebenstehender Anzeige. Redaktion und Anzeigenabteilung der FR arbeiten strikt getrennt voneinander."
Die AfD-Anzeige erschien am Mittwoch in der Frankfurter Rundschau
dfv
Die AfD-Anzeige erschien am Mittwoch in der Frankfurter Rundschau
Man hätte die Anzeige der AfD gerne verhindert, erfuhr HORIZONT aus Kreisen der FR-Redaktion. Das sei allerdings kaum möglich, da Anzeigen in den Titeln der Mediengruppe Frankfurt in der Regel in allen Blättern der Verlagsgruppe im Rhein-Main-Gebiet erscheinen. In der zur Ippen-Gruppe gehörenden Verlagsgruppe erscheinen auch die Frankfurter Neue Presse und deren Tochterzeitungen.

Es sei auch nicht das erste Mal, dass eine Anzeige der AfD in der Frankfurter Rundschau erschienen sei. Die Redaktion reagiere in diesem Fall immer mit einer Distanzierung. Allerdings habe es auch Beschwerden von Lesern gegen die Anzeige gegeben. 
Dass politische Anzeigen heikel sein können, musste im Bundestagswahlkampf auch der Außenwerber Ströer erfahren: Das Unternehmen war in die Kritik geraten, nachdem es die von einem AfD-nahen Verein finanzierte Plakatkampagne #GrünerMist angenommen hatte. Nachdem es daraufhin Drohungen und Anfeindungen gegen Ströer und dessen Mitarbeiter gegeben hatte, kündigte das Unternehmen an, keine politische Werbung mehr zu zeigen. dh



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