Für viele Journalisten ist Rezo die Reizfigur par excellence. Mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ verbuchte der Youtuber nicht nur sensationelle 16 Millionen Aufrufe. Er düpierte damit auch die komplette Medienzunft, indem er weitgehend bekannte Fakten so präsentierte, dass vor allem die jungen Menschen zuhörten – eine Fähigkeit, die man den klassischen Medien zunehmend abspricht. Die CDU sah sich nicht in der Lage, den Frontalangriff einigermaßen souverän abzuwehren, ein Antwortvideo wurde wieder einkassiert. Und jeder kannte plötzlich Rezo.
Im August legte er nach und rechnete bei einem Gastauftritt im Youtube-Kanal Space Frogs mit einer Reihe von Zeitungen ab. Vor allem Bild und B.Z. bekamen ihr Fett weg, Rezo findet sie reißerisch und oberflächlich. „Ich bin so froh, dass das kein Teil von meinem Leben ist, dass diese Printszene so weit weg von mir ist“, so das Resümee. „Journalisten sind teilweise so dumm.“ Damit sorgte er beim Deutschen Journalistenverband (djv) direkt für Schnappatmung, eine sehr aggressive Stellungnahme wurde aber wieder zurückgezogen. Und die dpa musste eine Meldung korrigieren, in der sie ihm eine pauschale Medienkritik unterstellte. Trotzdem: In den Medienhäusern gehen die Meinungen über Rezo nach wie vor weit auseinander.
Jetzt hat Rezo ausgerechnet bei einem klassischen Medium angedockt: Auf Zeit Online erscheint alle zwei Wochen seine Kolumne „Rezo stört“. Hier schreibt der 27-Jährige über Themen wie Meinungsfreiheit für Rechte und Seehofers Versuch, die Killerspiel-Debatte wieder anzufachen. „Wir freuen uns sehr, dass wir Rezo als Autor gewinnen konnten“, sagt Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit Online. „Er ist zu einer wichtigen Stimme geworden, die weit über seine Generation hinaus Gehör findet.“
Beim Deutschen Medienkongress in Frankfurt wird Wegner ein Interview mit Rezo über sein 16-Millionen-Video und das Echo in Politik und Öffentlichkeit führen. Darf man versöhnliche Töne von Rezo erwarten? Oder neuen Zündstoff?