Wie relevant ist Youtube als Werbeplattform wirklich?
Noch sind die Zahlen streng unter Verschluss – hinter den Kulissen aber ist der Streit um ihre richtige Interpretation bereits voll entbrannt. Nach jahrelangem Hin und Her hat Google bei der AGF Videoforschung Daten für den hauseigenen Streaming-Dienst Youtube abgeliefert – Daten, die sich höchst erfreulich für Youtube und entsprechend unerfreulich für das mächtige TV-Establishment lesen.
Die TV-Konzerne versuchen seit Jahren mit aufwendigen Studien, den Videodienst als Scheinriesen zu entlarven. Nun lautet die große Frage: Sind die Reichweiten von Youtube wirklich so imposant – oder entsteht da gerade eine Mär, ein neuer Mythos von der angeblichen Leistungsstärke Youtubes?
Fest steht: Willibald Müller,
kürzlich zurückgetretener Chef der AGF, wollte die vorliegenden Zahlen veröffentlichen. Damit hätte er endlich eine Aufgabe gelöst, die der Werbeindustrie schon quälend lange auf den Nägeln brennt: die Etablierung einer einheitlichen Bewegtbild-Währung unter Einbeziehung von Youtube. Doch kaum ist Müller weg, ist von einer baldigen Veröffentlichung nicht mehr die Rede – das Ganze, so ist zu befürchten, kann sich noch einmal Monate hinziehen. Der AGF, traditionell und nach wie vor eine Art Gralshüterin der seriösen Quotenmessung, ist die Sache offenbar zu heiß geworden.
Noch tiefer ins Thema einsteigen?
Aus welchen Gründen die AGF nun die Youtube-Daten genau unter die Lupe nehmen will, um welche Details es dabei geht, warum die AGF derzeit selbst unter Druck gerät und was die Youtube-Daten für die TV-Branche bedeuten könnten, erfahren Leser der aktuellen HORIZONT-Ausgabe, die Sie ab sofort auf Ihrem Tablet oder Smartphone (
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Und das womöglich aus gutem Grund. Zwar zeigte sich Google in den vergangenen Monaten bemerkenswert kooperationsbereit, dennoch ist die Frage, was die gelieferten Daten wirklich wert sind. Von echter Transparenz ist der US-Riese immer noch so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Tatsächlich akzeptierte Müller eine Art "Lex Google". Während die deutschen Sender akribisch nach strengen Regeln gemessen werden, lieferte Youtube in Kooperation mit Nielsen eigene Daten an. Die aber sollen jetzt erst einmal gründlich analysiert, auditiert und auf Plausibilität hin geprüft werden.
Offiziell oder auch nur vertraulich will sich niemand zu den konkreten Youtube-Zahlen äußern, die bei der AGF im Giftschrank liegen. Auch Klaus-Peter Schulz nicht, der Chef des Mediaagentur-Verbands OMG, der neben anderen Hochkarätern der Branche im Aufsichtsrat der AGF sitzt.
Youtube ist ein relevantes Werbemedium, das muss man einfach sehen.
Klaus-Peter Schulz
Was er zur grundsätzlichen Bedeutung des Video-Portals zu sagen hat, besitzt allerdings auch ohne diese Interna Sprengkraft. Konkrete Daten aus dem Markt und von Mediaagenturen würden demnach belegen, so Schulz, dass die Youtube-Werte deutlich besser seien als gemeinhin angenommen: "Die Reichweiten betragen in Kampagnen für junge Zielgruppen Größenordnungen von 30 Prozent und mehr. Youtube ist ein relevantes Werbemedium, das muss man einfach sehen."
Video-on-Demand wird Schulz zufolge generell signifikant an Bedeutung gewinnen, und zwar "zulasten des linearen Fernsehens". Der Wind im erbitterten Streit zwischen den etablierten TV-Sendern und Youtube scheint sich bei den Mediaagenturen endgültig zu drehen – zugunsten Youtubes.
js