Mit sofortiger Wirkung

Dirk Kurbjuweit löst Steffen Klusmann als Spiegel-Chefredakteur ab

Neuer Chefredakteur des Spiegel: Dirk Kurbjuweit
VIADATA Holger John
Neuer Chefredakteur des Spiegel: Dirk Kurbjuweit
Jetzt ging es auf einmal ganz schnell: Steffen Klusmann ist nicht länger Chefredakteur des Spiegel. Der 57-Jährige verlasse die Chefredaktion "im gegenseitigen Einvernehmen", teilt das Medienhaus nach Berichten über einen internen Machtkampf mit. Neuer Chefredakteur wird wie erwartet Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit.
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Zuvor hatten unterschiedliche Medien - auch HORIZONT - über einen bevorstehenden Abgang berichtet. Seit Dienstag dieser Woche hat es verstärkt Gerüchte um Machtkämpfe an der Spitze des  Spiegel gegeben. Hintergrund der Trennung sollen unter anderem unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Neubesetzung von Stellen in der Spiegel-Redaktion gewesen sein. In dieser Frage soll Klusmann vor allem mit Produkt- und Innovations-Geschäftsführer Stefan Ottlitz aneinander geraten sein. Zudem soll Klusmann nicht gepasst haben, dass sich Ottlitz in redaktionelle Belange eingemischt habe.

Wie groß am Ende der Graben war, kann man in der offiziellen Pressemitteilung zwischen den Zeilen zumindest bei Klusmann herauslesen. Der wird zwar damit zitiert, dass man "eine ganze Menge gemeinsam erreicht" habe. "Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt – was nun mein Ausscheiden zur Folge hat", so Klusmann weiter.

Ins Bild passt, dass Klusmann zum Abschied zwar in den höchsten Tönen gelobt wird - aber eben nicht von Ottlitz, sondern nur von Thomas Hass. Der Vorsitzende der Geschäftsführung betont, dass der Spiegel dem früheren Chefredakteur von "Manager Magazin" und "FTD" zu großem Dank verpflichtet sei und dieser in den vergangenen fast fünf Jahren "wegweisende Arbeit" geleistet habe. Als Beispiel nennt er die Zusammenführung der Print- und Online-Redaktion und die Erfolge bei der digitalen Abo-Strategie. "Wir hätten uns in den vergangenen Jahren keinen Besseren vorstellen können und bedauern sehr, dass es am Ende nicht gelungen ist, unsere immer sehr gute Zusammenarbeit für die Zukunft fortzusetzen. Wir wünschen Steffen nur das Beste", so Hass weiter. 

Bei der entscheidenden Frage, warum Kurbjuweit das Zeug zum Spiegel-Chefredakteur hat und der zuletzt im Hauptstadtbüro als Spiegel-Autor tätige Journalist der natürliche Nachfolger Klusmanns sein soll, lässt sich dagegen auch Co-Geschäftsführer Ottlitz zitieren: "Dirk Kurbjuweit hat ein klares Bild davon, wie unser Journalismus im Digitalen wie in Print weiterzuentwickeln ist zwischen Tempo und Tiefe, und er hat sowohl als Autor als auch in Leitungsfunktionen vorgemacht, wie man das Profil des Spiegel schärft. Auf eine weitere Markenprofilierung kommt es gerade in unserer Pay-Strategie an, und deren Erfolg ist für unsere journalistische wie wirtschaftliche Unabhängigkeit essenziell", sagt Ottlitz über den 60-Jährigen, der in seinen insgesamt 24 Jahren beim Spiegel bereits von Februar 2015 bis Dezember 2018 stellvertretender Chefredakteur war und mit mehreren Preisen - unter anderem den Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Deutschen Reporterpreis - ausgezeichnet wurde.

Kurbjuweit selbst geht seine neue Aufgabe mit großen Ambitionen an. "Gerade in diesen bewegten Zeiten muss der Anspruch des Spiegel sein, im Netz jeden Tag und am Kiosk jede Woche die bestmögliche journalistische Qualität zu liefern und damit dem Vertrauen unserer Leserinnen und Leser gerecht zu werden. Ich werde die laufenden Erneuerungsprozesse der Chefredaktion aufnehmen und im intensiven Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen weiterentwickeln." Neben Kurbjuweit gehören weiterhin auch Digitalchef Thorsten Dörting, Politikchefin Melanie Amann und Blattmacher Clemens Höges der Chefredaktion an. 



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