Courage-Macherinnen im Interview

Deshalb brauchen Frauen ihr eigenes Finanzmagazin

Haben und machen Courage: Daniela Meyer (l.) und Astrid Zehbe
Finanzen Verlag
Haben und machen Courage: Daniela Meyer (l.) und Astrid Zehbe
Dieses Heft sticht heraus am Kiosk, zumindest inhaltlich: Seit vergangener Woche ergänzt Courage das Zeitschriftenregal und ist mit seinem Anspruch, Finanz- und Karrierethemen speziell für Frauen aufzubereiten, ziemlich einzigartig dort. Aber brauchen Frauen überhaupt so eine "Extrawurst"? HORIZONT hat mit den beiden Chefredakteurinnen über ungleiche Voraussetzungen, unterschiedliche Interessen und männliche Role-Models gesprochen.
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Liebe Frau Zehbe, liebe Frau Meyer, mit Courage bringt Ihr Verlag das erste regelmäßig erscheinende Finanz- und Karriere-Magazin für Frauen an den Kiosk. Warum brauchen Frauen eine andere Ansprache als Männer bei diesen Themen? Wir beobachten, dass der Männeranteil bei klassischen Wirtschafts- und Finanzmagazinen seit Jahrzehnten unverändert bei rund 80 Prozent liegt. In der Gesamtbevölkerung liegt der Männeranteil aber nur bei knapp 50 Prozent. Wir führen dieses Missverhältnis auch darauf zurück, dass die traditionellen Wirtschafts- und Finanzmagazine – auch die unseres Hauses – an Männern entlang erzählen. Wir wollen die Geschichten deshalb anhand von Frauen aufmachen – und bedienen uns deshalb auch der Optik der Frauenmagazine.
Seit vergangener Woche steht Courage im Zeitschriftenregal - als erstes Karriere- und Finanzmagazin, das sich nur an Frauen richtet
Finanzen Verlag
Seit vergangener Woche steht Courage im Zeitschriftenregal - als erstes Karriere- und Finanzmagazin, das sich nur an Frauen richtet
Auch thematisch ist der Fokus für Frauen oftmals ein anderer. Zum Beispiel haben Frauen beim Thema Altersvorsorge ganz andere Voraussetzungen. Sie sind häufiger von Altersarmut betroffen, weil sie im Schnitt längere Erziehungszeiten als Männer haben und weniger verdienen. Dazu werden sie auch noch älter. Daraus ergeben sich ganz andere Bedürfnisse bei der Finanzplanung, auf die wir mit Courage eingehen wollen. Viele Frauen haben einen langfristigen Fokus und sind sicherheitsbedürftiger als männliche Anleger. Zudem sind viele Frauen sehr daran interessiert, nachhaltig zu investieren. Entsprechend gestalten wir die Themenauswahl.

Noch einmal konkreter: Wo liegen die größten Unterschiede von Courage zu anderen Magazinen aus dem Finanz-/Karrierebereich? Wir liegen im Frauenregal und nicht im Wirtschaftsregal. Daneben ist die Kombination beider Themen einzigartig. Um Vermögensaufbau zu betreiben, braucht es nicht nur Finanzwissen, sondern auch ein entsprechendes Einkommen. Darum schreiben wir auch über Karriere- und Gründerthemen, um Frauen Mut zu machen, Geschäftsideen zu verfolgen und die Karriereleiter zu erklimmen.

Neben den klassischen Finanzzeitschriften setzen auch immer mehr Frauenzeitschriften auf Ihre Themen, geben Anlagetipps und diskutieren Finanzstrategien. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Courage? Bei Courage liegt der Fokus auf Finanz- und Karrierethemen - das unterscheidet uns von anderen Frauenmagazinen, die dieses Thema mit einem oder zwei Artikeln im Heft abdecken. Auch die Themen aus der Rubrik "Lebenslust" haben zum Ziel, die Leserinnen zu inspirieren, sich weiter zu entwickeln und eigene Ideen zu verfolgen.
Die Chefredakteurinnen
Daniela Meyer studierte Soziologie, Psychologie und Nordamerikastudien an der FU Berlin. Nach Stationen bei Axel Springers Bild und Welt am Sonntag sowie der Zeit startete sie 2008 als Wirtschaftsredakteurin beim Finanzen Verlag. Seit 2011 ist sie dort als Chefreporterin für Reportagen und Features zuständig, seit 2019 baut sie zudem als Chefredakteurin gemeinsam mit Astrid Zehbe Courage auf. Daniela Meyer lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin.

Astrid Zehbe studierte Betriebswirtschaft in Berlin, Prag und Genf und arbeitete nebenbei unter anderem beim ZDF, dem RBB sowie dem ARD-Auslandsstudio in der Schweiz. Stationen bei der Süddeutschen Zeitung und der Nachrichtenagentur Thomson Reuters folgten. Seit 2011 arbeitet sie beim Finanzen Verlag, ab 2014 als Korrespondentin in Berlin. Seit 2019 baut sie zudem als Chefredakteurin gemeinsam mit Daniela Meyer Courage auf. Astrid Zehbe lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Berlin.
Wieso kommt Courage ausgerechnet jetzt? Haben Sie erst jetzt ein zunehmendes Interesse der Leserinnen hinsichtlich dieser Themen registriert? Als Bestandteil der Female-Empowerment-Welle vielleicht, die ja fast alle Lebensbereiche trifft? Uns ist die Idee für Courage in unserer Elterzeit gekommen. Wir haben uns in dieser Zeit sehr viel mit anderen Frauen ausgetauscht und gemerkt, dass bei vielen spätestens mit dem ersten Kind das Thema finanzielle Absicherung ganz oben auf der Agenda steht. Zudem ist uns natürlich die stärker werdende Finanzbloggerinnen-Szene aufgefallen.

Worauf legen Sie inhaltlich besonderen Wert? Dürfen auch Geschichten über erfolgreiche Männer ins Blatt? Bei allen Geschichten ist es uns wichtig, dass die Leserin einen Mehrwert daraus mitnimmt - sei es, dass sie ihr Finanzwissen erweitert, Tipps für die Gehaltsverhandlung bekommt oder einfach motiviert wird, sich Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Ob diese Motivation von Frauen ausgeht oder von Männern, spielt im Grunde keine Rolle. Allerdings identifizieren sich Frauen natürlich eher mit anderen Frauen, so dass wir weibliche Role-Models bevorzugen und diese tollen Frauen auch stärker sichtbar machen möchten. Aber dass auch Männer tolle Vorbilder sein können, zeigt beispielsweise der ehemalige CEO von Allianz Global Investors, Andreas Utermann, der seine Karriere zugunsten seiner Frau aufgegeben hat und bei Courage darüber schreibt. kan
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