Hätte jemand Martin Scorsese vor zehn Jahren gefragt, ob er ein dreieinhalbstündiges Mafia-Epos, das Maßstäbe in Sachen Visual Effects setzt und ein horrendes Budget von 160 Millionen US-Dollar verschlingt, mit und für einen digitalen Streaming-Dienst und nicht mit einem der großen Hollywood-Studios produziert, der legendäre Regisseur hätte vermutlich ganz im Stile seiner patriarchalischen Figuren ein verächtliches Gesicht aufgesetzt. Dann kam 2017: Nach gescheiterten Verhandlungen mit mehreren Studios, die wegen der astronomischen Kosten alle ablehnten, sicherte sich Netflix die Produktionsrechte an "The Irishman".
Im November 2019 war es so weit: Zwei Wochen lang durften Kinos den Film mit den Grandseigneurs Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci exklusiv zeigen, dann folgte bereits der Launch beim weltweiten Streaming-Marktführer. Ausgerechnet Scorsese, dieser Cineast der alten Schule, der erst kürzlich über die erfolgreichen Marvel-Franchises sagte, sie seien viel mehr Vergnügungsparks als echtes Kino, geht einen Pakt mit dem Teufel ein. Deutlicher kann der Strukturwandel in der Filmbranche nicht beschrieben werden.
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