Damit verfolgen die Hamburger offenkundig mehrere Ziele: So möchte man Bento in Web und Print wohl mehr als bisher nutzen, um junge Leser an den Spiegel und dessen Art des Journalismus heranzuführen. Denn mit dieser Marke verdient das Haus am meisten Geld – auch wenn das Portal Bento in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge für stabile oder steigende Online-Werbeerlöse lieferte. Doch die Zeit des großen Wachstums scheint auch hier vorbei. Mit Online/Print-Kombinationen lassen sich bald ganz neue Vermarktungspakete schnüren. Interessant wird sein zu sehen, ob der Verlag die nativen Werbeformate auf Bento zurückfährt und sich auch diesbezüglich an den Spiegel anpasst; bisher gestattete man sich auf dem Jugendportal werblich lockerere Sitten.
Hinzu kommt: Wie andere Jugendportale auch, gab Bento in der Vergangenheit bisweilen durch reißerische Headlines über eher dünnen Textchen
Anlass für Spott. Nun, mit der gezielteren Ausrichtung auf Studenten und Berufsstarter, könnte Bento gewissermaßen erwachsen werden – auch das dürfte im Werbemarkt honoriert werden.
Bento gibt´s bald auch gedruckt. Hier ein Dummy-Cover
Bento Start, so der Name des neuen Print-Magazins, soll ab April viermal jährlich erscheinen, als Beilage der Spiegel-Studentenabos sowie an Universitäten verteilt (Druckauflage 200.000 Stück). Das von der Bento-Redaktion produzierte serviceorientierte Heft ersetzt den bisherigen
Uni Spiegel und richtet sich an Studenten, die bereits Praktika absolviert haben und sich auf dem Stellenmarkt umschauen, so der Verlag. Ziel jeder Ausgabe sei es, „ein empathischer und reflektierter Begleiter beim Übergang zwischen Studium und Arbeit zu sein“.
In Features, Interviews und Servicebeiträgen soll es nicht nur um Karriere- und Finanzplanung gehen, sondern auch um
gesellschaftliche Fragen dabei: „Verträgt sich meine Arbeit mit nachhaltigen Klimazielen?“, nennt der Verlag ein Beispiel. Redaktionell verantwortlich ist Bento-Teamleiterin Katharina Hölter.
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Relaunch
So sieht Spiegel Online ab 2020 aus
Der Spiegel hat im Rahmen der Dmexco erste Einblicke in den für Anfang 2010 geplanten Relaunch seines Online-Auftritts gewährt. Die Website rückt optisch näher an das Magazin heran, was sich auch im Namen widerspiegelt: Mit dem Neustart wird die Seite nicht mehr Spiegel Online, sondern wie das Heft Der Spiegel heißen.
Das
Internetportal Bento, vor vier Jahren als Nachrichtenseite für junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren gestartet, zeigt ab dieser Woche ein inhaltlich und optisch überarbeitetes Erscheinungsbild. So soll es längere, „tiefer recherchierte Stücke mit Magazincharakter“ geben. „Ausführliche Hintergründe und Haltung“ zu Fragen, die die jungen Leser bewegen, formuliert Bento-Ressortleiterin Viktoria Bolmer. Das
Layout wird schlichter und soll nun aufgeräumter wirken. Typografisch kommt künftig eine der Spiegel-Hausschriften zum Einsatz. Und die neue Bento-Leitfarbe wird Blau.
Die Macher von Bento erklärten ihre Pläne
Anfang September so: Bento habe das Ziel, „kein Ressort des Spiegel zu werden, zwar in Selbstverständnis und Funktionsweise verwirklicht; nicht aber in seiner Reichweite“. Diese hänge zu gut drei Vierteln an Spiegel Online. „Die
Reformfrage lautete also: Wenn so viele Menschen Bento via Spiegel.de sehen und das Angebot für diese User letztlich wie ein junges Ressort daherkommt, wie sinnig ist überhaupt die Positionierung als eigenständiges Newsportal?“ Zumal es News längst überall gebe.
Trotz Annäherung an den Spiegel: „Die Website Bento bewahrt als Marke ihre
Eigenständigkeit“, betont Ressortleiterin Julia Rieke. Das neue Bento solle nicht wie der Spiegel, sondern „ein junges Magazin vom Spiegel“ sein. Thematisch soll der Schwerpunkt fortan mehr auf den Rubriken Gerechtigkeit (Politik, Wirtschaft und Gesellschaft), Uni/Arbeit, Freizeit (Reisen, Popkultur), Gefühle (Beziehungsleben) und Queer liegen.
rp