Die Annahme, dass es eine Marktlücke gebe und „der Fan von Fußball gar nicht genug kriegen“ könne, hat sich damit als falsch erwiesen. So nämlich hatte Springer-Verlagsmanager Frank Mahlberg im Sommer 2016 in HORIZONT angekündigt, eine täglich von montags bis sonnabends erscheinende Fußball-Zeitung unter dem Dach der Marke „Bild“ auf den Markt zu bringen. Die aber schien den Fans nicht wirklich gefehlt zu haben.
Der Aufwand für die
zunächst testweise rund um Stuttgart und München und von 2017 an in ganz Deutschland eingeführte Zeitung lohnte sich nicht – und das, obwohl kaum Redaktionskosten anfielen. Inhaltlich baute das Blatt auf dem Prinzip Zweitverwertung auf, speiste sich also in weiten Teilen aus dem, was sich täglich in den 23 Regionalausgaben der Boulevardzeitung und digital an Berichten und Fotos angesammelt hat.
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Axel Springer
"Fußball Bild" kommt 2017 bundesweit an den Kiosk
"Fußball Bild" steigt von der Regionalliga direkt in die Bundesliga auf: Ab Januar 2017 erscheint die tägliche Fußballzeitung von Axel Springer bundesweit. Die Testläufe in Stuttgart und München waren erfolgreich.
Zwar schloss die Berichterstattung auch den internationalen Fußball mit ein und profitierte logistisch vom späten Andruck um 23 Uhr. Trotzdem war die Nachfrage am Kiosk derart niedrig, dass die gemeinsam mit der von „Bild“ ausgewiesene Auflage nicht einmal dazu taugte, die Reichweite des Mutterblatts zu verlängern.
„Schlimmer als das Aus von ,Fußball Bild“ wäre, wenn wir es nicht versucht hätten. Wir werden auch weiterhin den Mut und die Ideen haben, neue Dinge auszuprobieren.“
Carolin Hulshoff Pol
Carolin Hulshoff Pol
Verlagsleiterin
Carolin Hulshoff Pol begründet die Einstellung mit den „hohen wirtschaftlichen Maßstäben“ und sagte am Freitag: „Schlimmer als das Aus von ,Fußball Bild“ wäre, wenn wir es nicht versucht hätten. Wir werden auch weiterhin den Mut und die Ideen haben, neue Dinge auszuprobieren.“
Wirklich überraschend kommt das Aus für „Fußball Bild“ nicht. Schon im Februar räumte
Matthias Brügelmann im Gespräch mit HORIZONT ein, dass die Erwartungen höher gewesen seien, drückte sich allerdings um die Angabe genauer Zahlen. Der bei „Bild“ für das sogenannte Kompetenz-Center Sport zuständige Chefredakteur hoffte da noch auf einen Umschwung im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch der blieb aus. Weder das Umfärben des zunächst grünen in ein „Bild“-rotes Logo half, schon gar nicht das Erhöhen des Copypreises auf zuletzt 1,50 Euro.
Nun hat Springer die Reißleine gezogen. Personelle Konsequenzen hat das für einige freie Mitarbeiter, deren Verträge der Verlag auslaufen lässt.
usi