Es war einmal ein großer, mächtiger Verlag. Drei Männer gründeten ihn an einem Mittwoch im Frühsommer 1965. Unter einem Apfelbaum in der Hamburger Alsterkrugchaussee saßen sie, als sie die Verträge unterschrieben. Den Verlag nannten sie Gruner+Jahr. Bald stieg mit Bertelsmann ein großer Konzern ein und übernahm die Mehrheit an dem Verlag. Es sollte nicht zu seinem Schaden sein. G+J gedieh und wuchs zur Nummer 1 in Europa heran. Kein anderer im Land und nur wenige im Rest der Welt waren internationaler. Die Magazine hatten klangvolle Titel. Wer in Deutschland Journalist war und bei Stern, Geo, Brigitte oder Capital landete, hatte es geschafft.
Die Redaktionen waren selbstbewusst. Selbstbewusst war auch Gerd Schulte-Hillen, der als Verlagschef das Haus sehr prägte. Bertelsmann ließ ihn gewähren, denn die zu freier Entfaltung ermunternde Unternehmenskultur war Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg. Gruner+Jahr verdiente so viel Geld, dass Bertelsmann RTL aufbauen konnte. Später verdiente RTL so viel Geld, dass Bertelsmann ins nächste Wachstumsgeschäft investieren konnte. So funktionierte der unternehmerische Kreislauf.
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Das sind die 100 größten Medienkonzerne der Welt
AT&T setzt sich an die Spitze der Tabelle und überholt den Google-Mutterkonzern Alphabet. Unter den Top Ten ist kein einziges europäisches Unternehmen. Der erste deutsche Name findet sich auf Platz 16. Die zehn größten deutschen Medienkonzerne setzen zusammen weniger um als Facebook. Das geht aus dem Ranking der weltgrößten Medienkonzerne 2019 hervor, das HORIZONT Online exklusiv veröffentlicht.
Bertelsmann wurde größer und größer und drang in immer neue Märkte vor. Inzwischen stagniert der Umsatz der Gütersloher zwischen 17 und 18 Milliarden Euro. Der einst zweitgrößte Medienkonzern der Welt wurde auf Rang 16 durchgereicht, mit fallender Tendenz. Und G+J? Ist kaum wiederzuerkennen.
Vieles hängt mit dem Strukturwandel der Medien zusammen, doch nicht alles lässt sich damit erklären. Der Niedergang hat auch mit der Unternehmensführung zu tun und mit dem Druck, den Bertelsmann-CEO Thomas Rabe ausübt.