Christian Nienhaus verabschiedet sich aus dem operativen Geschäft bei Axel Springer
Er ist einer der bekanntesten Zeitungsmanager der Republik, war in Spitzenpositionen bei Axel Springer, Gruner+Jahr, Funke - und wäre 2021 beinahe für die CDU in den Deutschen Bundestag eingezogen. Jetzt zieht sich Christian Nienhaus, der bereits mit 27 Verlagschef der Hamburger Morgenpost war, aus dem operativen Geschäft zurück. Zeit für ein ausführliches Abschiedsinterview über eine lange Karriere und den Zustand des deutschen Verlagsjournalismus.
Herr Nienhaus, verspüren Sie Wehmut nach dem Abschied von Axel Springer Ende vergangenen Jahres? Wehmut ist das falsche Wort, eher ein bisschen Melancholie schwingt schon mit. Aber es ist auch eine schöne Erfahrung, loszulassen.Mit 61 sind Sie noch zu jung für den Ruhestand. Wie geht es mit Ihnen beruflich jetzt weiter? Zunächst einmal werde ich Axel Springer ja weiterhin in den Verbänden VDZ und BDZV und als Vorsitzender des Hamburger Verbandes ZVH vertreten. Mathias Döpfner ist Präsident des BDZV und ich bin sozusagen sein Schwarzenbeck. Der Manager Christian Nienhaus, geboren 1960 in Hamm, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. 1984 kam er zu Gruner+Jahr, wo er schnell Karriere machte und schon in jungen Jahren Geschäftsführer der Hamburger Morgenpost und der Berliner Zeitung wurde. Nach Stationen beim Badischen Verlag und der Süddeutschen Zeitung wurde Nienhaus 2001 Verlagsgeschäftsführer bei Bild. Von 2008 bis 2014 stand er - anfangs zusammen mit dem SPD-Politiker Bodo Hombach - an der Spitze der Funke Mediengruppe und kehrte 2015 zu Axel Springer zurück. Nienhaus ist CDU-Mitglied und kandidierte zwei Mal für den Deutschen Bundestag. Katsche Schwarzenbeck, der legendäre Spieler des FC Bayern, der in den 70er Jahren Franz Beckenbauer auf dem Platz den Rücken freihielt. Naheliegend wäre ja, wenn Sie neben Ihrer Tätigkeit in BDZV und VDZ jetzt als Berater tätig werden. Eine Tätigkeit in Beiräten und Aufsichts- oder Verwaltungsräten könnte mich durchaus reizen. Ich lasse die Dinge jetzt aber erst einmal auf mich zukommen. Für solche Aufgaben bewirbt man sich nicht, sondern man muss gefragt oder vorgeschlagen werden. Es gibt eine Geschichte, die mich wirklich getroffen hat. Die stand im Manager Magazin und stammt von Klaus Boldt Christian Nienhaus Wäre die CDU im September nicht so abgestürzt, würden Sie jetzt im Deutschen Bundestag sitzen. Ehrlich gesagt war das im April auch mein Plan. Wenn die CDU bei der Bundestagswahl fünf Prozentpunkte besser abgeschnitten hätte, wonach es ja sehr lange aussah, hätte ich meinen Wahlkreis wohl gewonnen.Ist da ein Lebenstraum zerplatzt? Lebenstraum ist ein bisschen hoch gegriffen. Ich hatte vor 27 Jahren ja schon einmal für den Bundestag kandidiert, und wenn man es zwei Mal versucht und es nicht klappt, dann soll es wohl nicht sein. Ich sehe das sportlich: Du gehst auf den Platz, um zu gewinnen, aber du musst auch immer damit rechnen, verlieren zu können. Ich habe auch gleich am Tag nach der Wahl den drei Hagener Bundestagsabgeordneten von SPD, Grünen und FDP gratuliert.Wollen Sie politisch noch mal angreifen? Nicht für ein Abgeordnetenmandat, da müssen jetzt Jüngere ran. Ich bin in meinem CDU-Kreisverband Schatzmeister geworden, das mache ich auch gerne. Und ich engagiere mich sicherlich auch in Zukunft ehrenamtlich für meine politischen Überzeugungen oder karitative Aufgaben.Kommen wir zum eigentlichen Thema unseres Interviews, Ihren gut 37 Jahren als Verlagsmanager. Wie fing alles an? Ich habe 1984 als persönlicher Assistent von Johannes Gross begonnen. #PAYWALL Der bekannte Journalist Gross war nach dem Skandal der Hitler-Tagebücher zusammen mit Peter Scholl-Latour in den Vorstand von Gruner + Jahr berufen worden und Herausgeber der damals erfolgreichen Wirtschaftsmagazine Capital und Impulse.Wie war der legendäre Gross als Chef? Johannes Gross war hochintelligent, überaus belesen und hatte eine ganz gro&