Steffen Hopf, Managing Director & Country Commercial Director von Yahoo Deutschland
Geht es um Adblocker, geht Steffen Hopf mit seiner Branche hart ins Gericht. "Ein Stück weit ist jeder von uns selbst mit daran schuld", sagt der Yahoo-Deutschlandchef im Interview mit HORIZONT. Anti-Adblock-Aktionen wie die auf Axel Springers Bild.de würden den neuen Gatekeepern erst recht Aufmerksamkeit verschaffen.
Herr Hopf, in der Werbevermarktung konzentriert sich Yahoo Deutschland vor allem auf Native Advertising und Content Marketing, Displaywerbung haben Sie von Ihren mobilen Sites verbannt. Mit Adblockern dürften Sie kein allzu großes Problem haben. Seit Mai dieses Jahres gibt es auf sämtlichen mobilen Yahoo-Websites und Apps keine Displayformate mehr. Sie können bei uns kein mobiles Displayformat mehr buchen, es gibt weder Banner noch Overlays – die einzigen Formate, die mobile wirken und funktionieren, sind die, die wir anbieten: native Formate und Video. Aus unserer Sicht ist der Aufstieg der Adblocker eine Folge von schlechter User-Experience. Natürlich ist uns die Problematik bewusst – aber ein Stück weit ist jeder in unserer Branche selbst mit daran schuld. Jeder Werbungtreibende, jede Agentur und jeder Publisher, der sich heute über Adblocker aufregt, sollte sich erst mal ganz ehrlich fragen, inwieweit er das Dilemma durch schlecht gemachte und aufdringliche Werbeformate mitzuverantworten hat. Das soll nicht heißen, dass nicht auch ich das Geschäftsgebaren von Adblock Plus für modernes Raubrittertum halte. Allerdings versuchen wir bei Yahoo unsere Nutzer davon zu überzeugen, auf Adblocker zu verzichten, indem wir ihnen relevante, weniger störende und unterhaltsame Werbung präsentieren.
Jeder Werbungtreibende, jede Agentur und jeder Publisher, der sich heute über Adblocker aufregt, sollte sich erst mal ganz ehrlich fragen, inwieweit er das Dilemma durch schlecht gemachte und aufdringliche Werbeformate mitzuverantworten hat
Steffen Hopf
Was halten Sie von Axel Springers Anti-Adblock-Aktion auf Bild.de? Ich glaube, Springer hat der Branche damit einen Bärendienst erwiesen. Die Aktion hat die Aufmerksamkeit für Adblocker auf breiter Basis erst richtig angefeuert und sie zeigt, dass wir gerade den Aufstieg eines neuen Gatekeepers erleben: und zwar den der Adblocker. Früher hatten der "Spiegel" oder auch Yahoo diese Funktion inne, den Nutzern Zugang zu Informationen im Netz zu verschaffen. Dann kamen Search und Google, Facebook und Twitter. Künftig könnten es die Adblocker-Firmen sein, die entscheiden, welche Inhalte gezeigt werden und welche nicht. Sie bekommen so eine sehr starke Gatekeeping-Macht.
Es sei denn, Verlage kooperieren stärker als bislang mit großen Internetkonzernen und stellen Unternehmen wie Facebook ihre Inhalte zur Verfügung. Dort gibt es kein Problem mit Adblockern. Allein aufgrund der schieren Größe der Plattform Facebook wäre es unklug, wenn Publisher sich mit der Möglichkeit einer Zusammenarbeit nicht ernsthaft auseinandersetzen würden. Dafür müssten sie sich aber von der alten Denke freimachen: meine Homepage, meine Inhalte, meine Reichweite. Schauen Sie sich doch mal Buzzfeed an: deren Inhalte laufen zu 75 Prozent auf Facebook – komplett! Wenn man noch dazu bedenkt, dass die klassische Agof-Rangreihe sowieso immer unwichtiger wird, je mehr Bedeutung das Programmatic Buying von vermarkterübergreifendem Werbeinventar gewinnt und je mehr Agenturen über Trading Desks einkaufen, dann muss man diese Gespräche offen führen.
kan Wieso Steffen Hopf die Agof auf den Prüfstand stellt, welche Mobile-Strategie Yahoo in Deutschland verfolgt und was sich hinter der Partnerschaft mit Google verbirgt, erfahren HORIZONT-Abonnenten in der aktuellen Wochenzeitung, die auch auf dem
iPad oder - nach einmaliger
Registrierung >- als
E-Paper gelesen werden kann. Nicht-Abonennten können
hier ein HORIZONT-Abo abschließen.