Februar 2001: Es ist ja nicht so, dass Büchner die Medienmarke nicht kennen würde. Bereits Anfang 2001 heuert
der damals 34-Jährige als Geschäftsführender Redakteur bei Spiegel Online an.
Mai 2008: Gut sieben Jahre später steigt
Büchner zum Chefredakteur der Nachrichten-Website auf. Den Job teilt er sich damals mit Rüdiger Dietz, der bis Anfang 2014 den Hut bei Spiegel Online auf hatte.
März 2009: Rund neun Monate später trennen sich die Wege von Büchner und Spiegel Online wieder.
Damals wechselt Büchner als Chefredakteur zur Nachrichtenagentur dpa.
April 2013: Wenige Tage nachdem
die beiden Spiegel-Chefredakteure Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron gehen müssen, wird
Büchner als Favorit für den Chefredakteursposten genannt. Ende des Monats
wird aus der Spekulation Gewissheit.
Sommer 2013: Schon vor dem offiziellen
Amtsantritt am 1. September 2013 bringt Büchner mit einer umstrittenen Personalie Teile der Redaktion gegen sich auf: Dass Büchner ausgerechnet "Bild"-Vize
Nikolaus Blome, einen Mann des Boulevards, als stellvertretenden Chefredakteur zum altehrwürdigen "Spiegel" holen will, stößt vielen bitter auf, allen voran
den Print-Ressortleitern, die Blome kategorisch ablehnen. "Spiegel"-Erbin Franziska Augstein spricht im Zusammenhang mit der Personalie Blome sogar von einer
"Katastrophe". Nach wochenlangem Kleinkrieg, einer
Vertrauensfrage und einer von dem Mitarbeitern erwirkten
außerordentlichen Versammlung der Stillen Gesellschafter nimmt Büchner Blome am Ende eine halbe Schulterklappe weg und macht ihn nicht wie geplant zum stellvertretenden Chefredakteur,
sondern "nur" zum Mitglied der Chefredaktion. Dennoch gärt es hinter den Kulissen weiter. Den Chefs der Mitarbeiter-KG wird nach ihrem Votum pro Blome
"Vertrauensverlust", ein "Einknicken" und gar "Verrat" vorgeworfen. Die KG-Chefs kommen am Ende aber
mit einem blauen Auge davon.
September 2013: Gerade erst im Amt, gibt es auch schon erste Gerüchte über Büchners Agenda. Das Gerücht, dass der "Spiegel" künftig samstags statt montags erscheinen soll,
ist seit Dezember offiziell. Zudem kündigt Büchner erste Veränderungen an
Layout und Meinungskonzept des gedruckten "Spiegel'" sowie neue Regeln für die Zusammenarbeit von Print und Online an.
Januar 2014: Keine Freunde macht sich Büchner, als er Anfang dieses Jahres den langjährigen Vize
Martin Doerry zum Autor degradiert und durch Clemens Höges ersetzt. Wenig später spricht Büchner im
HORIZONT-Interview über seine größte Herausforderung: "Wir werden den Beweis führen, dass Qualitätsjournalismus auch digital dauerhaft erfolgreich sein kann", sagt Büchner - und weiß dabei wohl selbst, dass in Teilen seiner Redaktion noch viel Überzeugungs- und Umbauarbeit zu leisten ist. Das lässt nicht lange auf sich warten: Wenig später
streicht er den Chefredakteursposten bei Spiegel Online und übernimmt den Job selbst. Der seit 2008 amtierende Spiegel-Online-Chefredakteur Rüdiger Ditz wechselt als geschäftsführender Redakteur zum "Spiegel".
März 2014: Das veränderte Layout-Konzept wird
erstmals in Hessen und Sachsen getestet und wird Anfang Mai bundesweit eingeführt. Neu sind unter anderem die Satireseite sowie der neue Leitartikel am Anfang des Heftes und die Autoren-Kolumnen, die
den "Spiegel" meinungstärker machen sollen.
Juli 2014: Auch im Digitalen tut sich was. Als epochalen Treiber hat Büchner das mobile Netz ausgemacht, das künftig stärker in den Mittelpunkt rücken soll. Ende des Monats kommt es schließlich zum Eklat, als drei Ressortleiter bei "Spiegel"-Geschäftsführer Ove Saffe vorstellig werden und diesem mitteilen, dass
eine weitere Zusammenarbeit mit Büchner kaum mehr möglich sei.
August 2014: Nach ein paar Wochen Kräftesammeln holt Büchner zum Gegenschlag aus: Medienberichten zufolge sollen er und Geschäftsführer Ove Saffe verkündet haben, die
Stellen der bockigen Ressortleiter neu ausschreiben zu wollen. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Am gestrigen Donnerstag Abend sollen
225 Redakteure des Magazins eine Petition gegen Büchner verfasst haben. Am Freitag, 22. August, debattierten die Gesellschafter vier lange Stunde über die Büchner-Strategie. Ergebnis:
Man will Büchners "Spiegel 3.0", aber bitte mit Unterstützung der Redakteure. Mit anderen Worten: Der Machtkampf geht weiter.
mas