Was macht Axel Springer aus? Der Medienkonzern versucht sich an der Beantwortung einer Frage, die zuletzt in der Branche immer häufiger gestellt wurde. "Wer wir sind und was wir wollen" ist das online einsehbare Manifest überschrieben, in dem der Medienkonzern seine Prinzipien darlegt.
Die Springer-"Homepage"
1. Wir sind und bleiben ein Verlag, also ein Haus des Journalismus
2. Wir wollen unsere Leser unabhängig und besser als andere informieren, beraten und unterhalten
3. Wir sind und wir wollen wirtschaftlich erfolgreich sein
4. Wir gestalten die Digitalisierung aktiv und sehen darin unsere große Chance
5. Wir tun das, was wir tun, mit Leidenschaft und versuchen, ständig besser zu werden
6. Wir ziehen Individualisten an und fördern sie wirklich
7. Wir stärken Freiheit, Demokratie und Weltoffenheit
Axel Springer steckt in einer turbulenten Phase: Die
Umwandlung in einer europäische Aktiengesellschaft ist fix, das Bundeskartellamt soll
nach und nach den Funke-Deal genehmigen, der frisch akquierierte TV-Sender
N24 dockt an die "Welt"-Gruppe an und
die ersten Ergebnisse der Bezahlschranke bei "Bild" geben zur Hoffnung Anlass. Das Unternehmen befindet sich also mitten in einem, von außen oft argwöhnisch beäugten, Umbruch. Gerade deswegen stellt Springer folgenden Satz an die Spitze seines mit "Homepage" überschriebenen Manifests: "Wir sind und bleiben ein Verlag, also ein Haus des Journalismus". Springer versucht damit zu bekräftigen, was zuletzt, insbesondere im Zuge des Funke-Deals, immer wieder angezweifelt wurde.
Zugleich bekräftigt der Konzern, seine bisherige Berichtsegmentierung neu zu ordnen und an seinen Erlösstrukturen orientieren: Ab 2014 wird Springer in die Segmente
Bezahlangebote (z. B. Bild Plus, Welt Online),
Vermarktungsangebote und
Rubrikenangebote (z. B. Stepstone) gegliedert. Die traditionelle Segmentierung in Print/Digital und National/International wird aufgehoben. Neben dem operativen Ergebnis (Ebitda) sei das Ergebnis pro Aktie die entscheidende Kennziffer für den Unternehmenserfolg.
Das übergeordnete Ziel, das bekräftigte Konzernchef
Mathias Döpfner einmal mehr, ist, der "führende digitale Verlag" zu werden. Dieses Ziel sei erreicht, "wenn wir in unseren jeweiligen Marktsegmenten und in den Ländern, in denen wir aktiv sind, die Nummer eins sind." Als Kernmarkt identifiziert Döpfner Europa, das Unternehmen schielt jedoch auch nach Indien, Brasilien, Asien und den USA.
Bei der Konsequenz, mit der Springer zuletzt die Transformation zu einem digitalen Medienhaus betrieben hat, ist kaum vorstellbar, dass der Konzern bei der weiteren Umsetzung und Weiterentwicklung der Thesen aus dem Grundsatzpapier ein geringeres Tempo anschlagen wird als bislang. Die Frage ist, von wie viel Trial and Error dies begleitet wird.
ire