Auch Twitter hat bei der WM weltmeisterlich aufgespielt
Deutlich mehr Werbeerlöse, vor allen Dingen aber auch deutlich mehr Nutzer: Twitter überrascht und überzeugt auch die skeptischsten Analysten. Nach Bekanntgabe der Zahlen fürs zweite Quartal stieg der Aktienkurs um 35 Prozent.
Twitter und Börsianer - das ist eine heikle Geschichte. Eigentlich lieben alle den Kurznachrichtendienst. Doch gleichzeitig bezweifeln viele Analysten, dass man auf Basis von 140 Zeichen kurzen Inhalten auf Dauer Massenpublikum und Werbungtreibende an sich binden kann.
Doch zumindest mit den aktuellen Umsatzzahlen wurden die Skeptiker eines Besseren belehrt. Der Kurznachrichtendienst erwirtschaftete in Q2 einen Umsatz von
312 Millionen Dollar (233 Millionen Dollar). Das ist mehr als doppelt soviel wie im Vorjahreszeitraum. Haupteinnahmequelle: Werbung auf Smartphones und Tablets. Damit nicht genug der guten Meldungen aus Twitter-Sicht: Die Zahl der Nutzer stieg im selben Zeitraum um
16 Millionen auf 271 Millionen Menschen. Und
CEO Dick Costolo ist überzeugt, noch mehr Menschen von der Plattform begeistern zu können".
Die Zahlen werden Twitter helfen, sich auch bei Werbungtreibenden zu profilieren. Dass Twitter ein sehr brauchbarer Kanal sein kann, um Events medial zu befeuern, konnte man ahnen. Die Fußball-WM hat es unter Beweis gestellt. Dass man den Kurznachrichtendienst auch jenseits oft nervender Hashtag-Kampagnen einsetzen kann, daran bestanden große Zweifel.
Vor wenigen Tagen hatte
Shiv Singh, Senior Vice President Global Brand and Marketing von Visa, in AdAge nochmals eine Lanze für Twitter gebrochen und auf Adage Online dem Unternehmen ein immenses Potenzial" zugestanden. Und in einem HORIZONT-Interview hatte
Tom Ramsden, Head of Global Marketing Adidas Football, gesagt: Global gesehen ist Twitter neben Youtube momentan die wichtigste Plattform für uns."
Der Adidas-Mann verweist zu Recht auf ein potenzielle Stärke von Twitter. Wie Facebook - das im zweiten Quartal übrigens einen fast zehnmal so hohen Umsatz meldete - ist es eine
gute Plattform für Gespräche und Diskurse. Und wie Facebook hat Twitter ein funktionierendes Werbemodell für Mobile entwickelt. Doch im Vergleich zum Zuckerberg-Unternehmen können Marketer besser Echtzeit-Marketing betreiben. Vorausgesetzt, man hat einen Anlass oder eine Nachricht, die Echtzeitmarketing sinnvoll und möglich macht: Wie bei vielen neuen Werbetechnologien ist auch hier nicht Technik entscheidend, sondern das kreative Know-how, wann und wie man es einsetzt.
Herausforderung nun für Twitter: Eine Fußball-WM findet mal nicht jedes Quartal, sondern nur alle vier Jahre statt. Das Management muss sich also überlegen, wie man kleine und regionale Events für Werbungtreibende und Nutzer einsetzt. Auch und/oder erst Recht im Twitter-Entwicklungsland Deutschland. Gerade mal zwei Millionen Menschen nutzen das Angebot hierzulande. Im August startet Twitter Deutschland erstmals unter dem
Ex-Google-Manager Thomas de Buhr seine Vermarktungsaktivitäten. Man kann gespannt sein, wie der Kurznachrichtendienst seine Nutzerbasis - Journalisten, Medienprofis und Promis - und seinen Werbeumsatz in die Höhe treibt. Der deutsche Endspielsieg gegen Argentinien dürfte auch Twitter Deutschland beflügeln.
vs