Eigentlich wollte Koch einmal Parlamentskorrespondentin werden. Doch dann wurde die
Juristin Unterhaltungschefin von „Bild“ und übernahm damit ein Ressort, das oft genug wegen seines zweifelhaften Umgangs mit Persönlichkeitsrechten und Wahrheiten im Fadenkreuz steht. In diese Position musste „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann Tanit Koch geradezu drängen. Andererseits: Wenn Diekmann etwas wollte, hat Tanit Koch das immer schon gemacht. So auch in diesem Fall.
Die in Konstanz geborene Bonnerin hat den Ruf, weniger bauch- als vielmehr kopfgesteuert zu agieren. Tanit Koch wirke wie eine Altphilologen-Tochter und sei keine, die einen Raum zu füllen wisse, sagen ihre Kollegen. Sie gilt als still und zurückhaltend, aber auch als präzise, gar pingelig im Detail. Sie könne damit richtiggehend nerven, berichten Kollegen. Fünfe gerade sein lassen? Nicht mit Tanit Koch.
Zurückhaltend zeigt sich Koch auch im
Privaten. Selbst für langjährige Kollegen ist sie als Person schwer greifbar. Wer sie mag, betont ihren leisen, fast britisch angehauchten Humor, auch auf eigene Kosten.
Die Zeit als Diekmanns Büroleiterin bezeichnete Tanit Koch einmal als die „prägendste meines bisherigen und wahrscheinlich auch folgenden Berufslebens“. Die Bewunderung beruht auf Gegenseitigkeit. Diekmann schätzt ihre Fähigkeit, in Krisenzeiten die Ruhe zu bewahren. Sie revanchierte sich mit einem Ausmaß an Loyalität, das an Kritiklosigkeit grenzt.
Am Tag, als die Redaktion über Kochs Beförderung informiert wurde, trug sie ein signalrotes Etuikleid mit hochhackigen Pumps. Ein ungewöhnlicher Anblick für die Kollegen, die sie eher salopp gekleidet und mit flachen Schuhen kennen. Das Kleid habe sie sich vor zwei Jahren gekauft, heute sei der Anlass, es zu tragen, sagte Koch. Auf dem Flur witzelten die Kollegen daraufhin, woher sie schon vor zwei Jahren habe wissen können, dass sie Diekmanns Nachfolgerin wird. usi
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