Die Verlage setzen welweit verstärkt auf digitale Erlösmodelle
Die große Mehrheit der europäischen Zeitungen und Zeitschriften setzt mittlerweile auf digitale Erlösmodelle und Crossmedialität, das reine Papiergeschäft kommt aus der Mode. Das ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. Insgesamt haben die Experten 90 Titel in 29 Ländern untersucht. Dabei gilt die Faustregel: Je stärker ein Land digitalisiert ist, desto wichtiger werden Digitalgeschäfte für das Verlagsportfolio.
In Europa liegt der Fokus der Verlage auf digitalen und crossmedialen Bündeln, also Angeboten, die aus jeweils mindestens einem Print- und einem Digitalprodukt bestehen. Ähnlich sieht es in hoch digitalisierten Märkten wie Nordamerika, Japan, Singapur und Australien aus. Im gesamtasiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika liegt der Schwerpunkt hingegen weiterhin auf gedruckten und digitalen Einzelangeboten. Es sei "erstaunlich, wie viele Titel Digitalangebote so fest in ihr kostenpflichtiges Portfolio integriert haben", heißt es in der Studie.
Weltweit kann der Leser im Schnitt zwischen sechs und sieben Angeboten wählen, um die Inhalte eines Titels zu lesen (siehe Grafik). Das sagt an sich zwar noch nichts über Erfolg und Abonnentenzahlen aus. Die Studienautoren sehen aber dennoch die These bestätigt, dass Print in seiner Reinform in manchen Regionen bereits ein "Auslaufmodell" ist. In Nordamerika gab es in der Untersuchung sogar gar kein pures Printangebot mehr.
Durchschnittliche Anzahl an Produkten pro Titel
Ihre digitalen Angebote bieten die Verlage für geringe Aufpreise an. Im Schnitt kosten Crossmedia-Abos mit mehreren gedruckten und digitalen Elementen 22 Prozent mehr als das reine Printabo. In Europa sind die Aufschläge sogar noch geringer. "Das liegt daran, dass in den europäischen Ländern versucht wird, Leser über einen attraktiven Preis von Print- in Crossmedia-Angebote zu migrieren", so die Autoren. In Nordamerika hingegen sind die Aufschläge höher, weil es dort vor allem darum geht, Leser von rein digitalen Angeboten zu überzeugen.
Weltweite Verbreitung der Paywall-Modelle
Auch die zu den Titeln gehörenden Apps sind in Europa meist kostenlos erhältlich. 75 Prozent der Titel betreiben eigene
Smartphone-Anwendungen, nur 18 Prozent sind kostenpflichtig. In stärker digitalisierten Märkten setzen die Verlage zudem immer häufiger auf Bezahlschranken, auch wenn die Umsätze durch
Paywalls noch sehr gering sind. In Zentraleuropa gibt es bei fast jedem zweiten Titel eine Paywall, in Skandinavien (fast alle) und Nordamerika (mehr als jeder zweite Titel) sind die Quoten deutlich höher. In Zentraleuropa dominiert klar das Metered-Modell, die skandinavischen Verlage setzen auf Freemium.
fam