Mit der Bemerkung, das Internet sei "für uns alle Neuland", handelte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel viel Häme ein. Dass die CDU-Politikerin es mit den Möglichkeiten des Netzes tatsächlich nicht so hat, zeigt nun die Studie "Twiplomacy" von Burson-Marsteller: Demnach sind Merkel sowie Bundespräsident Joachim Gauck die einzigen Staats- und Regierungschefs aus der G8, die über keinen eigenen Twitter-Account verfügen. Drei Viertel ihrer Kollegen aus aller Welt sind da wesentlich weiter.
Die Analyse der Accounts von 505 Staatsoberhäuptern in 163 Ländern, die Burson-Marsteller im Juli 2013 vornahm, ergab, dass mehr als drei Viertel (77,7 Prozent) ein eigenes Twitter-Konto haben. Und die überwiegende Mehrzahl der Regierungschefs besitzt dieses Konto nicht nur, sondern nutzt es auch, etwa um andere Spitzenpolitiker zu kontaktieren (68 Prozent). Deutschland, wo lediglich Regierungssprecher
Steffen Seibert mit dem Account @RegSprecher der Regierung eine Twitter-Stimme gibt, sieht dagegen wie ein kommunkatives Entwicklungsland aus.
Die deutsche Twitter-Stimme der Regierung: Sprecher Steffen Seibert
"Twitter ist wie andere Social Media-Plattformen Alltag in der Kommunikation von Staats- und Regierungschefs geworden aber nicht in Deutschland. Es wird Zeit, dass der Bundespräsident und die Bundeskanzlerin Twitter für die Kommunikation mit Bürgern und anderen Regierungen nutzen. Denn die Bedeutung von Twitter in der politischen Kommunikation wird eher steigen als sinken", sagt
Christian Thams, Managing Director von Burson-Marsteller Berlin.
Die weltweit größte Follower-Gemeinde aller Regierungschefs weltweit hat US-Präsident
Barack Obama, der im Rahmen seiner Wiederwahl im vergangen Jahr
die soziale Plattform geschickt für sich nutzte. Ihm folgen über 34 Millionen Twitter-Nutzer. Mit sieben Millionen Followern, die sich auf insgesamt neun verschiedene Accounts verteilen, ist
Papst Franziskus die Nummer zwei hinter Obama. In einer Kategorie hat er die Nase allerdings noch vor dem US-Politiker: Obwohl er mit seinen Followern nicht in Dialog tritt, werden die Tweets des Pontifex im Schnitt elftausend Mal retweetet (Obama: 2.309 Mal), was den Papst der Studie zufolge zum einflussreichsten Staatschef der Welt auf Twitter macht.
"Die Menschen nutzen Twitter, um mit ihren Spitzenpolitikern in Kontakt zu treten", sagt
Matthias Lüfkens, Leiter der Digital Practice bei Burson-Marsteller's Digital EMEA und Autor der Studie. "Es ist dennoch erstaunlich zu sehen, dass die Accounts mit der größten Followerzahl diejenigen sind, die am wenigsten mit anderen Twitter-Nutzern interagieren." Alle Ergebnisse der Studie gibt es unter
twiplomacy.com.
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