Studie

TV-Sender verschlafen das Goldene Zeitalter

Im Schnitt verbringt jeder Deutsche 221 Minuten pro Tag vor dem Fernseher
Bild: Fotolia
Im Schnitt verbringt jeder Deutsche 221 Minuten pro Tag vor dem Fernseher
Angesichts der Flut hochwertiger neuer Fernsehserien sprechen Experten von einem Goldenen Zeitalter des Fernsehens - doch die TV-Sender in Deutschland und Österreich profitieren bislang kaum vom Boom dieser hochwertigen Inhalte. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Schlafwandler - Verschläft das Fernsehen sein Goldenes Zeitalter?" von Convergent Media Consulting.
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Die Beratungsgesellschaft stützt ihre steile These unter anderem auf eigene Programmanalysen aus den Jahren 2012 bis 2015: Demnach hätten die Sender in Deutschland und Österreich das große Publikumsinteresse an hochwertigen fiktionalen Programmen wie Spielfilmen und TV-Serien nicht genutzt, um Reichweitenverluste auszugleichen oder aussichtsreiche Nachfolger für Erfolgsformate zu entwickeln, deren Lebenszyklus beendet ist. Stattdessen würden die Sender weiterhin auf Bewährtes und billige Reality-Formate setzen - auch weil die Marktanteile weitgehend statisch sind und daher kaum Anreize für Programminnovationen bestehen.

Insgesamt seien bei den analysierten Sendern in Deutschland und Österreich "keine Anstrengungen erkennbar", die Voraussetzungen dafür zu schaffen, um die heutige Position des Fernsehens als führendes audiovisuelles Massenmedium auch in Zukunft zu erhalten, so das vernichtende Urteil der Studie. "Für das Fernsehen hat ein strategisches Endspiel begonnen. Fehlende interne Innovationsdynamik und wettbewerblich aggressive Alternativen im Netz lassen für ein 'Weiter so' keinen Raum. Veränderungen außerhalb der heutigen Komfortzonen sind notwendig", betont Bertold Heil, Gründer von Convergent Media Consulting.

Die Berater leiten aus ihren Erkenntnissen fünf konkrete Handlungsfelder für die TV-Sender ab. So müssten die Sender nach Ansicht der Autoren unter anderem alle Ressourcen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, ihre alternden Oganisationen verjüngen oder innerhalb von Sendergruppen eine übergreifende Programmplanung etablieren.

"In den Köpfen der Senderverantwortlichen müssen das Programm und seine Zuschauerinnen und Zuschauer wieder an die erste Stelle rücken. Werden zudem die eigenen Schwachstellen beherzt angegangen, dann bleibt das Fernsehen auch in Zukunft das populärste Massenmedium", erklärt Heil. Die Studie kann auf der Website von Convergent Media heruntergeladen werden. dh
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