Steigt Ströer-Chef Udo Müller bei Interactive Media und OMS ein? Viel spricht dafür, aber fix ist noch nichts
Steigt Ströer zur digitalen Großmacht im deutschen Werbemarkt auf? Zwei Dinge wären dafür nötig: der Kauf des Pakets T-Online / Interactive Media von der Deutschen Telekom sowie die Übernahme des Online-Tageszeitungsvermarkters OMS. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt: in beiden Fällen gut bis sehr gut.
Innerhalb von nicht einmal drei Jahren gelang Ströer-CEO Udo Müller der rasante Aufstieg auf Platz 1 des Agof-Vermarkter-Rankings. Im 1. Quartal 2015 schraubten die Kölner ihren Digitalumsatz um 33 Prozent auf 41,7 Millionen Euro in die Höhe. Damit steht Digital für gut ein Viertel der Umsätze, angepeilt sind 50 Prozent. Selbst Branchenexperten heben inzwischen den Daumen: Was lange wie ein wild zusammengekauftes Firmen-Konglomerat erschien, erweist sich zunehmend als durchaus schlagkräftiges Digital-Ensemble. Wagt Ströer jetzt auch den nächsten Schritt, gelingt der Aufstieg in eine höhere Liga?
Die entscheidende Trophäe, um die es geht, ist der Onlinevermarkter
Interactive Media, die Nummer 3 im Agof-Ranking. Und den gibt es wohl nur im Paket mit T-Online, dem hierzulande nach wie vor reichweitenstärksten Internetportal. Es steht offiziell zum Verkauf, als Favorit für den Deal galt lange Zeit Axel Springer. Doch das Thema ist wohl durch - zwei Wochen nach der Telekom-Hauptversammlung Ende Mai stellte Springer-CEO Mathias Döpfner in einem Interview klar, an T-Online nicht interessiert zu sein: "Wir haben andere Prioritäten." Nach HORIZONT-Informationen läuft nun alles auf Ströer zu.
Exklusiv für Abonnenten
Alle Details erfahren HORIZONT-Abonnenten in der aktuellen Wochenzeitung, die auch auf
Tablets oder - nach einmaliger Registrierung - als
E-Paper gelesen werden kann. Nicht-Abonnenten können
hier ein HORIZONT-Abo abschließen.
Neben Interactive Media gibt es noch einen zweiten Vermarkter, dessen Zukunft von zentraler Bedeutung für die zukünftigen Machtverhältnisse im deutschen Digitalbusiness ist: den Online-Tageszeitungsvermarkter
OMS, hinter dem als Gesellschafter 38 Verlage stehen. Es führt wohl kein Weg daran vorbei: Will OMS nicht von der Entwicklung überrollt werden, braucht es dringend Anschluss an eine größere Einheit. Eine Option ist Media Impact, das Vermarktungs-Joint-Venture von Axel Springer und Funke, bei dem es dem Vernehmen nach aktuell ziemlich ruckelt. Trügen die Zeichen nicht, fährt der Zug eher Richtung Ströer. Dort hat das ehemalige OMS-Mitglied DuMont Schauberg Ende vergangenen Jahres
bereits seine neue Digitalvermarktungs-Heimat gefunden. Gesellt sich nun OMS als Ganzes dazu, kommt an Ströer so leicht keiner mehr vorbei.
Ströer Digital: Mit Höchsttempo an die Spitze des Agof-Rankings
Die Entwicklung von Ströer Digital
Sowohl die Zukunft von Interactive Media als auch die der OMS geben der Branche seit Monaten Rätsel auf. In einer Ära, in der Google, Facebook und Amazon die Pace vorgeben, passen solche quälend langen Hängepartien eigentlich nicht mehr. Die Zeit ist reif für einen Sommer der Entscheidungen.
js