SWMH-Boss Stefan Hilscher

Verkaufstalent mit journalistischen Wurzeln

Stefan Hilscher
Dumont
Stefan Hilscher
Stefan Hilscher wechselt an die Spitze des Süddeutschen Verlags. Der 58-Jährige ist ein erfahrener Zeitungsmanager mit verkäuferischem Talent und strategischem Blick.
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Es gibt Zeitungsmanager, die verstehen sich aufs Kostenmanagement. Es gibt Zeitungsmanager, deren Leidenschaft Drucktürmen und Falzapparaten gilt. Manche denken nur noch digital, andere noch gar nicht digital. Den meisten ist der Journalismus irgendwie suspekt: Einerseits braucht man ihn, andererseits ist er teuer – und verstört gelegentlich die Anzeigenkunden.


Stefan Hilscher passt nicht in solche Klischees. Er kennt sich mit Kostenmanagement aus, und auch mit Drucktechnik. Aber vor allem ist er ein Mann des Marktes, des Anzeigen- und des Lesermarktes. Ein Verkäufer, der Überzeugungskraft bei Kunden entwickelt. Und ein Stratege, der eine Vorstellung von der Entwicklung des Unternehmens und der Marke hat.
Ende 2007 holte Alfred Neven DuMont ihn nach Köln, als Verlagsleiter. Ganz nach oben, in den Vorstand von DuMont Schauberg, ließ man ihn nicht, dort probierten sich noch familieneigene Nachwuchskräfte  aus. Dann schickte man ihn von Köln nach Berlin, zum renommierten, aber schwächelnden Berliner Verlag. Auf dem schwierigsten aller Zeitungsmärkte sollte er den Gesellschaftern für (finanzielle) Erleichterung sorgen. Diese Mission in der Hauptstadt hat Hilscher nicht wirklich beendet. Es handelt sich allerdings wohl auch um eine unmögliche Mission.

Eigentlich ist Stefan Hilscher übrigens Journalist. Er hat ein ordentliches Volontariat absolviert, bei der "Augsburger Allgemeinen". Dort hat er auch als Redakteur gearbeitet, und er wurde Chef vom Dienst der Redaktion. Das ist eine Weile her, vor fast zwanzig Jahren wechselte Hilscher in die Marketingabteilung des Verlags und machte fortan im Management Karriere. Aber die journalistischen Wurzeln sind spürbar. Wenn er einem Redakteur im Aufzug begegnet, kann er mit ihm über dessen Metier reden. Und er kann einen guten von einem schlechten Text unterscheiden. Für Chefredakteure ist Hilscher ein Gesprächspartner auf Augenhöhe. 
Auch das qualifiziert ihn für den Spitzenposten bei der „Süddeutschen Zeitung“. Vielleicht sogar gerade das. Seinem Vorgänger Detlef Haaks wurde und wird bescheinigt, ein hervorragender Experte für alle Verlagsangelegenheiten zu sein. Mit der selbst- und machtbewussten Redaktion der SZ, mit den Kisters und Krachs, den Prantls und Plöchingers,  habe er sich dagegen schwer getan. Die Aufgabe, das komplexe System Süddeutsche Zeitung zu steuern, wird auch für Hilscher eine Herausforderung. Die Gesellschafter aus Stuttgart und Ludwigshafen fordern eine angemessene Rendite, die Redaktion fordert angemessene Ressourcen, die Leser eine hervorragende Zeitung. Aber auch für einen der nobelsten nationalen Zeitungstitel ist die Zeit steigender Auflagen und erst recht die Zeit wachsender Anzeigenerlöse vorbei.

Stefan Hilscher könnte in dieser Lage der richtige Mann zur richtigen Zeit sein. uv




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