So hat Büchner nach HORIZONT-Informationen in Konferenzen mit der Redaktion und den Ressortleitern klargestellt, dass die Verschmelzung der Print- und der Onlineredaktion, die mit den Ressortleitungen beginnen soll, auch mit den amtierenden (Print-) Ressortleitungen möglich sei. "Natürlich" sei es vorgesehen, dass die amtierenden Ressortleiter auch die zukünftigen, neuen Funktionen übernehmen können - wenn sie bereit seien, die "damit verbundenen Veränderungen mitzugestalten", bestätigt der Verlag.
Sprich: Die Print-Ressortchefs müssten bereit sein, mit ihren Online-Pendants auch als
Doppelspitze "auf Augenhöhe" zusammenzuarbeiten, heißt es aus der Redaktion. Büchner werde in diesen Tagen mit jedem Ressortleiter
"Einzelgespräche" führen, erklärt der Verlag. Hier darf man gespannt sein, was davon wie an die interessierte Öffentlichkeit gelangt.
Auf welchem formalen Weg - etwa über die Umwandlung oder über die Nicht-Verlängerung auslaufender Verträge oder gar über die Kündigung und
Neuausschreibung aller Ressortleiterstellen - die neuen Funktionen besetzt werden, werde nun geprüft, so der Verlag weiter. Genau daran hatte sich Mitte vergangener Woche die jüngste Eskalation im "Spiegel"-internen Dauerstreit entzündet. Auf der einen Seite: Büchner, Gesamt-Geschäftsführer
Ove Saffe, wohl große Teile der Onlineredaktion sowie der Verlagsabteilungen. Auf der anderen Seite: Mittlerweile wieder
große Teile der Printredaktion, allen voran viele Ressortleiter.
In der vergangenen Woche wurden Pläne oder zumindest Überlegungen von Büchner und Saffe, im Rahmen der
Print-/Online-Verzahnung die Ressortleiterstellen neu auszuschreiben, via "Berliner Zeitung"
an die Öffentlichkeit gespielt, verbunden mit der nicht unplausiblen Befürchtung, Büchner wolle sich damit seiner ärgsten
internen Kritiker entledigen - und davon hat er in dieser Riege reichlich, siehe den
Klagegang zu Saffe vor ein paar Wochen.
Die Veröffentlichung versetzte das Haus nun einmal mehr in Wallung. Das sowieso avisierte
Treffen der Gesellschafter - Mitarbeiter KG (50,5 Prozent), Gruner + Jahr (25,5) und Augstein-Erben (24) -, auf dem für den Umbau möglicherweise notwendige Gesellschafterbeschlüsse zu möglichen "strukturverändernden Maßnahmen" (Stichwort: bisher unterschiedliche Firmen, Verträge und Konditionen für Printler und Onliner) eruiert werden sollten, wurde so plötzlich zum
Schicksalsvotum über Büchner und seinen Kurs eher fehlinterpretiert als real umgewidmet.
Dennoch sahen sich die Gesellschafter
zu einem Statement genötigt, das im Kern sagt: Ja zu Büchners und Saffes Print-/Online-Verzahnungsprojekt
"Spiegel 3.0", aber bitte nur "in enger Zusammenarbeit mit den Redaktionen" von Print und Online, "sowohl was die Umsetzung als auch was den Zeitablauf angeht".
Ob nun unbedacht (weil unter Zeitdruck) oder ganz bewusst (damit ihr
Statement auch bei einem möglichen Abgang Büchners oder auch Saffes noch Bestand hat) - auf eine namentliche Erwähnung der beiden Akteure verzichteten die Gesellschafter und schrieben nur von "Chefredaktion" (zu der weitere Köpfe zählen) und "Geschäftsführung". Dies werten die Büchner-Gegner, die sich vom Treffen eine Absetzung des von mehreren Fraktionen aus
unterschiedlichen Gründen ungeliebten Chefs erhofft hatten, als
kleinen Sieg, während seine Unterstützer die Eigentümerworte als Bestätigung des Büchner-Kurses lesen.
Alle dürfen sich also ein bisschen als Sieger fühlen, was die Bereitschaft, jetzt mal wieder
mehr miteinander als übereinander zu reden, vielleicht befördern dürfte. Und wenn das gelänge, wäre das eine sensationellere Meldung aus dem Hause "Spiegel" als der x-te Zoff.
rp