Die Stimmen beim "Spiegel" sind ausgezählt: Nach Informationen von HORIZONT Online wird Johannes Varvakis, Verkaufsleiter bei der Vermarktungssparte Spiegel QC, fünfter Geschäftsführer der Mitarbeiter KG, des Hauptgesellschafters des Hamburger Verlags.
Die Nachwahl war nötig geworden, weil der frühere Vertriebschef und KG-Vertreter Thomas Hass zum Geschäftsführer des Verlags befördert wurde. Varvakis hatte bereits bei früheren KG-Wahlen kandidiert und konnte sich nun gegen fünf weitere Kandidaten durchsetzen.
Als stille Gesellschafter des "Spiegel" waren in den vergangenen zwei Wochen die über 400 kaufmännischen Angestellten aufgerufen, einen der ihren ins Führungsquintett der KG zu wählen. Zwar hat Varvakis als einer von fünf
KG-Geschäftsführern alleine nur begrenzt Einfluss auf die Entscheidungen des Gremiums – dennoch kann man seiner Wahl
Signalcharakter beimessen, zumindest für den Verlagsbereich.
Johannes Varvakis folgt Thomas Hass als Geschäftsührer der Mitarbeiter KG nach
Denn der Diplomvolkswirt hatte sich im Wahlkampf eher Betriebsrat- als
Kapitaleigener-nah positioniert, berichten Mitarbeiter. "Ich möchte nicht, dass der Verlagsbereich nur als Kostenfaktor wahrgenommen wird, den es einzusparen gilt", schreibt Varvakis in seiner Präsentation, die HORIZONT Online vorliegt. Stattdessen und statt
Outsourcing müsse man "weitere Erlösmöglichkeiten erschließen" und dabei "unser bestehendes Personal so einsetzen und fördern, dass etwas Neues entstehen kann". Verlagsgeschäftsführer Hass, der in diesen Wochen angesichts sinkender Erlöse möglicherweise über Restrukturierungs- und
Sparplänen brütet, dürfte dies mit Interesse gelesen haben.
Der "Spiegel" gehört seit 1974 mehrheitlich (50,5 Prozent) aktuell knapp 750 der fast 1200 Mitarbeiter der Gruppe:
Stille Gesellschafter sind Print-Redakteure, Dokumentare und kaufmännische Angestellte. Jeder aus diesen drei Gruppen, der mindestens drei Jahre beim "Spiegel" arbeitet, kann sich so am Verlag beteiligen. Alle drei Jahre wählen die Mitarbeiter eine fünfköpfige KG-Geschäftsführung, jeweils aus ihren Reihen. Dabei entsenden Verlag und Redaktion je zwei Vertreter, die Dokumentation einen. Aktuell sind dies:
Rainer Buss (Controller),
Gunther Latsch (Redakteur),
Thomas Riedel (Dokumentar) als Sprecher der Gruppe und
Marianne Wellershoff (Leiterin "Kultur Spiegel"). Und eben jetzt noch Varvakis.
Das Quintett entscheidet – neben
Gruner + Jahr (25,5 Prozent) – maßgeblich über die Strategie, den Etat sowie die Posten der Chefredakteure und Geschäftsführer beim "Spiegel". Deshalb spielt die KG-Spitze auch eine Schlüsselrolle beim Finden, Formulieren und Durchsetzen eines digitalen Produkt- und wohl auch Sparkonzepts für das Haus. Und aktuell
beim Umgang mit den Verkaufsabsichten der Augstein-Erben sowie bei der Frage nach dem Ob und Wie der Integration der
Onliner in die KG. Dem Vernehmen nach war auch dies ein Thema im Wahlkampf. Bei allem gilt es, Interessenkonflikte auszuhalten: Entscheidungen zum kurzfristigen Wohl der Kollegen können langfristig die falschen sein fürs Unternehmen. Die Amtszeit der derzeitigen KG-Führung ist allerdings begrenzt: Bereits im Frühjahr 2016 steht turnusmäßig die Neuwahl aller fünf KG-Chefs an.
rp