Die Snapchat-Homepage
Der britische Premierminister David Cameron würde Dienste wie Snapchat am liebsten verbieten. Doch für Marketer könnte die Plattform, die vor allen Dingen von Teenagern und Twens genutzt wird, zunehmend interessanter sein. Selbstbewußt sind die Snapchat-Macher sowieso: Ein Werbespot auf Snapchat soll 750.000 Dollar kosten – pro Tag.
Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Dass es den Managern amerikanischer Startups nicht an Selbstbewußtsein mangelt, ist bekannt. Jüngstes Beispiel für die Fähigkeit, groß zu denken und viel zu verlangen, liefert Snapchat. Die vor vier Jahren gegründete Messaging-App, bei der Nutzer Bilder und Videos verschicken, die sich nach Sekunden auflösen, wird vor allen Dingen von Jüngeren genutzt. Potenziellen Werbungtreibenden gegenüber positioniert sich die Plattform als TV-ähnlicher Werbeträger mit Millionen von Nutzern täglich.
Erster Werbekunde war im vergangenen Jahr Universal Pictures, die auf Snapchat ihren Film „Ouija“ promoteten. Seitdem haben McDonald’s, Samsung und Electronic Arts die App als Sponsor oder Werbungtreibender genutzt.
Nun will Snapchat
Adweek-Recherchen zufolge seine Werbeausgaben gehörig steigern. Zugpferd für Kunden soll das jugendliche Snapchat-Publikum sein. Doch der Preis, den Werbungtreibende für einen Spot pro Tag zahlen sollen, hat manchem bestimmt die Sprache verschlagen. 750.000 Dollar soll der Spaß kosten. Damit liegt Snapchat deutlich über den Preisen bei Youtube – die liegen laut Adweek täglich bei 500.000 Dollar pro Tag.
Den einen oder anderen US-Kollegen erinnert Snapchats Monetarisierungsstrategie dann auch etwas an die Apple-Plattform iAd. Die startete vor fünf Jahren mit dem Anspruch, nur große und zahlungskräftige Marken zu akquirieren. Seitdem
hat iAd die Preisstruktur an die Marktgegebenheiten angepasst: 1 Million Dollar für Werbung auf iAd wollten die Unternehmen dann doch nicht bezahlen.
Zum Jahresbeginn hatte Snapchat eine halbe Milliarde Dollar
bei Investoren gesammelt. Inzwischen wird die App mit fast 10 Milliarden Dollar bewertet. Facebook wollte vergangenes Jahr das Unternehmen für drei Milliarden Dollar übernehmen - die Gründer hatten aber die Kaufofferte abgesagt: Das feste Nein scheint sich zu rentieren.