"Schneller umbauen"

VDZ-Chef Scherzer fordert von Verlagen mehr Kooperation

VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer
Hans-Jürgen Herrmann/HORIZONT
VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer
Erst Realismus, dann Optimismus: Vor seinem Publishers’ Summit kommende Woche senkt der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) seine März-Prognose, wonach die Anzeigenumsätze 2015 nur um 2,4 Prozent sinken. Trotzdem seien die „Verlage deutlich robuster als man denkt“, so der Verband. Und hat eine ganz klare Forderung an seine Zunft.
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„Wir gehen davon aus, dass sich das Minus im mittleren einstelligen Prozentbereich bewegen wird“, sagt VDZ-Geschäftsführer Stephan Scherzer nun in HORIZONT. Die März- und auch die gesenkte Oktober-Prognose beziehen sich auf die Werbeerlöse der 450 Mitglieder. Damit ist er noch optimistisch, viele Häuser rechnen mindestens mit einem hoch einstelligen Minus.


"Wir wollen ermutigen, die Verlage noch schneller zukunftsfähig umzubauen", so Scherzer. Dabei müssten die Häuser mehr kooperieren, bei Vermarktung, Logistik oder Infrastruktur. Das sei "auch eine Frage gegenseitigen Vertrauens", so der Verbandschef: "Verlage sind zukunftsfähig, wenn sie kooperationsfähig sind." Im Interview mit HORIZONT spricht er auch über die Lehren aus der Digitalisierung der IT-Branche und über den Sisyphuskampf gegen Regulierungswut und oft politische Ignoranz – eben auch in Sachen Kooperationen.

Und darüber, dass Digitalplattformen immer mehr Publisher-Aufgaben übernehmen. Sind das die Verlage der Zukunft? Nein, sagt Scherzer, Journalismus sei ein Bekenntnis, redaktionelle Inhalte in den Mittelpunkt des Kerngeschäfts zu stellen – "Verlage haben mehr Knowhow als alle anderen auf diesem Gebiet". Aber dann ganz pragmatisch: "Auch sogenannte Pure Player sind potenzielle Mitglieder." Mit Blick auf Content Marketing diskutiere man im Verband bereits mögliche Strukturen, ähnlich der Corporate Media Kommission bei der Fachpresse.

Welche drei Haupttrends verändern das Verlagsgeschäft aus Scherzers Sicht am meisten? „Erstens: Mobile first. In zwei, drei Jahren läuft 70 Prozent des Web-Traffics über mobile Endgeräte. Zweitens: Klar gekennzeichnetes Native Advertising ist eine große Chance zur Monetarisierung. Drittens: Content-Distribution über soziale Netzwerke."

Beim leidigen Thema Adblocker schließt sich der VDZ dem Digitalverband BVDW an und erwartet Hilfe von der Politik. Das Wettbewerbsrecht gewähre nach ersten Gerichtsurteilen keinen Schutz gegen Adblocker, die "als Wegelagerer der Finanzierung digitaler Presse erheblichen Schaden zufügen". Scherzer: „Wenn sich das höchstrichterlich bestätigt, ist der Gesetzgeber gefordert." Ziel sei "ein Schutz der Integrität von Pressepublikationen gegen Techniken zur Ausfilterung der Werbung". rp
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