Das Programm liest eigenständig die von der Berliner Umweltbehörde im Internet veröffentlichten Feinstaub-Messwerte aus, vergleicht die aktuellen Daten mit den Messwerten seit 2008 und passt Überschrift, Texte und eine Visualisierung selbstständig an. Berlin zählt zu den Städten mit der höchsten Feinstaubbelastung in Deutschland. An einigen Messstationen ist die Zahl der laut EU-Richtlinie erlaubten Grenzüberschreitungen bereits fast erreicht. Anstatt die Daten jeden Tag selbst zu überprüfen, entschied sich das Interaktiv-Team der Tageszeitung dafür, eine eigene Software zur Überwachung der Daten zu entwickeln.
Die "Berliner Morgenpost" ist damit eine der ersten Tageszeitungen in Deutschland, die mit Roboterjournalismus experimentieren. "Ein Algorithmus kann niemals Intelligenz, Kreativität und das Sprachgefühl eines Journalisten ersetzen aber in der Aufarbeitung von Daten in Sekundenbruchteilen ist er unschlagbar", sagt
Carsten Erdmann, Chefredakteur der Berliner Morgenpost. "Wir sammeln jetzt erste Erfahrungen. Sollten wir danach eine positive Bilanz des Experiments ziehen, werden wir natürlich auch den Einsatz in anderen Servicebereichen in und um Berlin prüfen."
Im April hatte die
"Los Angeles Times" mit einer
automatisierten Erdbeben-Meldung für Schlagzeilen gesorgt. Das von einem Redakteur entwickelte Programm "Quakebot" funktioniert ähnlich wie die Software der "Berliner Morgenpost" und erstellt aus automatisierten Meldungen der US-Geologiebehörde eigenständig aktuelle Erdbebenmeldungen. Auch die Nachrichtenagentur
AP will Texte über Quartalsberichte von börsennotierten Unternehmen
künftig von einer Software schreiben lassen.
dh