Stern.de setzt auch im Netz auf opulente Bilder
Rund zwei Jahre nach dem Relaunch des Magazins stellt sich der "Stern" auch im Internet neu auf. Mit einem neuen Design, einer moderierten Community und der Konzentration auf die wichtigsten Themen des Tages soll das Flaggschiff von Gruner + Jahr auch im Netz endlich vorne mitmischen. "Wir wollen schon den einen oder anderen Konkurrenten hinter uns lassen", sagt Stern.de-Chefredakteur Philipp Jessen.
Das Design
Bildstark präsentiert sich der
neue Auftritt des "Stern" im Internet. Mit einer breiteren Bühne kommt eine der großen Stärken der Illustrierten "Stern" damit endlich auch im Netz zum Tragen. "Wir wollen unsere Position als bildstarkes und modernes Medium im Netz ausbauen. Das neue Kacheldesign ist sehr flexibel und modular und stellt sehr stark die Bildsprache in den Vordergrund", betont Daniela von Heyl, Digital Business Director der Verlagsgruppe News im Interview mit HORIZONT (siehe unten). Mit Aufmacherbildern, die über die gesamte Seitenbreite gehen, opulenten Bildergalerien und einem neuen Video-Player ist der mittlerweile reichlich angestaubte Online-Auftritt des "Stern" damit auch im Netz wieder State of the Art.
Besonderen Wert wurde außerdem auf die Sharing-Möglichkeiten gelegt: Der Teilen-Link wird bei allen Artikeln stets an prominenter Stelle angezeigt - sogar der Aufmacher auf der Homepage kann mit einem einzigen Klick direkt weitergeleitet werden. Alle anderen Social-Media-Buttons werden als "Sharing Bar" direkt unter der Überschrift angezeigt.
Die Community
Auch die neue Community soll das Engagement der Nutzer ankurbeln. Nachdem Stern.de in den vergangenen Jahren gänzlich auf eine Kommentarfunktion auf seiner Website verzichtet hat, können ausgewählte Artikel ab sofort wieder kommentiert werden. Allerdings will Stern.de-Chefredakteur Philipp Jessen die Diskussion in geordnete Bahnen lenken und jeweils vom Autor, einem Community-Manager oder Experten moderiert. "Das Ziel ist eine lebhafte Debatte, bei der vernünftig miteinander geredet wird, und die auch für die Teilnehmer und die Autoren einen echten Mehrwert bietet. Wir wollen keine Abladestelle für Frust oder für Trolle aus Osteuropa sein", betont Jessen.
Die Inhalte
Inhaltlich wird sich der "Stern" auch nach dem Relaunch treu bleiben: "Das Schlagwort von der Wundertüte trifft es auch in der digitalen Welt ganz gut", so Jessen. Von anderen großen Portalen unterscheiden soll sich Stern.de vor allem durch seine Herangehensweise an Themen: "Wir konzentrieren uns seit November online stärker auf einzelne Themen und erzählen diese dann seriell über den ganzen Tag hinweg – wir nennen das 'Netflix-Journalismus'", erläutert Jessen. Bei Großlagen wie dem Germanwings-Absturz wolle man zwar auch in der aktuellen Berichterstattung ganz vorne mitmischen, im Zweifelsfalls konzentriere sich Stern.de aber auf selbst definierte Themen, die Stern.de dann in Form eines Echtzeit-Magazins umfassend begleitet.
Die Umstellung auf das Prinzip des "Netflix-Journalismus" macht sich laut Jessen auch bei der Reichweite bezahlt: In den vergangenen Monaten habe man durchweg zweistellige Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielt.
"Wir wollen schon den einen oder anderen Konkurrenten hinter uns lassen"
Daniela von Heyl und Philipp Jessen
Was ändert sich mit dem Relaunch bei Stern.de?
Daniela von Heyl: Wir wollen unsere Position als bildstarkes und modernes Medium im Netz ausbauen. Das neue Kacheldesign ist sehr flexibel und modular und stellt sehr stark die Bildsprache in den Vordergrund. Wir haben uns für ein adaptives Design entschieden, das heißt, es gibt eine Desktop-Optimierte Version, eine Tablet-optimierte Version und eine Smartphone-optimierte Version. Strategisch standen die Themen Mobile und Social im Mittelpunkt. So ist bereits der Teaser auf der Homepage teilbar. Das bietet keiner unserer Wettbewerber. Außerdem setzen wir mit einer moderierten Community stärker auf User Engagement.
Wie positioniert sich Stern.de inhaltlich? Funktioniert das Konzept der Wundertüte auch im Netz?
Philipp Jessen: Das Schlagwort von der Wundertüte trifft es auch in der digitalen Welt ganz gut. Wir haben die Art und Weise, wie wir im Netz Geschichten erzählen, ja schon etwas länger umgestellt. Wir konzentrieren uns seit November online stärker auf einzelne Themen und erzählen diese dann seriell über den ganzen Tag hinweg – wir nennen das „Netflix-Journalismus“. Das kann Politik sein, das kann Wirtschaft sein, das kann aber auch Unterhaltung sein. Wir wollen auch bei aktuellen Nachrichten ganz vorne mit dabei sein, aber unsere Stärke ist das Echtzeit-Magazin, das Auserzählen von Geschichten. Das funktioniert übrigens auch sehr gut in Kombination mit dem Heft, zum Beispiel bei den Exklusivgeschichten über Helmut Schmidt oder Sebastian Edathy. Das planen wir mittlerweile generalstabsmäßig. Zuerst wird bei uns die News ausgespielt, und während die anderen noch unsere Geschichte abschreiben, haben wir schon die ersten Follow-up-Artikel draußen. Das ist auch der große Vorteil der „Wundertüte Stern“: Wir können die ganze Breite der Themen bespielen, das können viele andere Wettbewerber nicht.
Von Heyl: Das war auch bei den Vorüberlegungen zum Relaunch ein wichtiger Punkt: Die Chance für uns liegt in der Marke „Stern“. Diese Marke erlaubt es uns viel mehr als zum Beispiel Portalen, die aus dem Zeitungssegment kommen, wirklich breit im Sinne der guten alten Illustrierten zu denken und zu agieren. Eine neue Funktion, die diesen Anspruch unterstützt, ist der Live-Blogging-Artikel, bei dem unsere Redakteure egal von wo parallel einen Artikel im Frontend befüllen können, sei es mit News, Fotos, Videos oder Tweets.
Sie haben auch die Community-Funktionen überarbeitet. Ist Ihnen Nutzerbindung wichtiger als SEO-Optimierung?
Jessen: Definitiv. Wir wollen Premium-Inhalte und wir wollen auch eine Premium-Community. Der Community-Bereich soll eine Bereicherung darstellen und einen echten Mehrwert bieten. Das heißt, wir werden nicht alle Artikel kommentierbar machen, sondern nur die, bei denen wir das Gefühl haben, da lohnt es sich. Die Diskussionen werden immer von einem Community-Manager, dem Autor selbst oder einem Experten begleitet. Das Ziel ist eine lebhafte Debatte, bei der vernünftig miteinander geredet wird, und die auch für die Teilnehmer und die Autoren einen echten Mehrwert bietet. Wir wollen keine Abladestelle für Frust oder für Trolle aus Osteuropa sein. Zum Start werden wir lediglich ein bis drei Artikel zur Diskussion freigeben, aber ich will das natürlich schnell ausweiten. Wir müssen aber unsere Qualitätsstandards sicherstellen.
Welche Erwartungen in punkto Reichweite verbinden Sie mit dem Relaunch?
Jessen: Seitdem wir im November unsere Herangehensweise umgestellt haben, entwickeln sich unsere Zugriffe sehr gut. Wir hatten zuletzt keinen Monat ohne zweistelliges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Wir sehen schon jetzt einen ganz klaren Aufwärtstrend. Wir wollen schon den einen oder anderen Konkurrenten hinter uns lassen.
Von Heyl: Wir liegen bei allen Wachstumsparametern teilweise deutlich über dem Marktdurchschnitt. Das ist natürlich auch ganz klar das Ziel, dass der Relaunch auch darauf einzahlt. Man muss bei einem massiven Relaunch immer damit rechnen, dass die Zugriffe zunächst etwas nachlassen, weil die Google-Sichtbarkeit zurückgeht, aber wir wollen eine nachhaltige Wachstumskurve. Es gibt ein Feld von Wettbewerbern, das nicht so weit von uns entfernt ist, da kratzen wir schon daran.
Welche Rolle spielt dabei die mobile Nutzung?
Jessen: Mobile ist eine Riesenchance für uns. Wir sehen, dass wir mobil deutlich stärker sind als viele Wettbewerber. Sowohl die Welt des „Stern“ als auch die Art und Weise, wie wir Geschichten erzählen, sind ideal für die mobile Nutzung.
Von Heyl: Auch in der Vermarktung ist das eine sehr große Chance. Wir haben beim Relaunch den Fokus auch sehr stark darauf gelegt. Wir wollen mit unseren nativen Werbeformaten hundertprozentig crossmedial sein und können unseren Werbekunden alle Werbeformen auch mobil anbieten. Mobile ist nicht nur für die Reichweite ein Wachstumstreiber, sondern auch für die Vermarktung.
Wie wird der Relaunch inhaltlich und werblich inszeniert?
von Heyl: Wir starten eine Kampagne, die sich an die große Markenkampagne des „Stern“ unter dem Motto „Große Geschichten stehen im Stern“ anschließt. Diese Kampagne wird mit dem Relaunch fortgesetzt.
Jessen: Inhaltlich haben wir eine Reihe von Leuchtturm-Geschichten vorbereitet, mit denen wir uns zum Relaunch schmücken werden. Außerdem haben wir die Zahl unserer Kolumnisten, der „Stern-Stimmen“ von vier auf acht verdoppelt. Unter anderem unser Herausgeber Andreas Petzold wird die Kolumne mit dem Titel „Das Memo“ schreiben, worüber ich mich ganz besonders freue. Außerdem wird Hans Sarpei Kolumnist von Stern.de. Ich halte aber nichts davon, am ersten Tag ein Riesen-Feuerwerk zu zünden und danach geht alles wieder seinen gewohnten Gang.
Gibt es Überlegungen in Richtung Paid Content?
von Heyl: Wir fokussieren uns bei den digitalen Angeboten des „Stern“ auf die Reichweitenvermarktung. Wir sind Premium-Werbeträger.