Die Pläne von Pro Sieben Sat 1 bei regionaler Werbung stehen unter Beschuss
Die
geplante Vermarktungskooperation von Pro Sieben Sat 1 und TV Bayern droht noch vor Abschluss der Verträge das Aus. Sechs von TV Bayern vermarktete Sender wehren sich gegen die Zusammenarbeit und drohen mit der Kündigung.
Gestern hatte Pro Sieben Sat 1 angekündigt, künftig mit TV Bayern kooperieren zu wollen. TV-Bayern vermarktet 14 bayerische Lokalsender. TV-Bayern-Geschäftsführer Johannes Muhr hatte sich für die Partnerschaft ausgesprochen und von "einer großen Chance" gesprochen, neue Kunden zu erschließen. Nun kommt deutliches Störfeuer aus den eigenen Reihen: "Wir halten diese Zusammenarbeit für nicht zielführend und möchten klarstellen, dass wir eine Vermarktung durch Pro Sieben Sat 1 ablehnen", kommentiert Christoph Winschuh, Geschäftsführer von München TV, die Pläne.
Felix Kovac, Geschäftsführer von
Augsburg TV und
Regio TV Schwaben, droht gar mit Austritt aus der Vermarktungsallianz: "Das unabgestimmte Vorgehen von TV Bayern können wir leider nicht akzeptieren. Sollte es tatsächlich zum Abschluss des Vermarktungsvertrages zwischen TV Bayern und Pro Sieben Sat 1 kommen, werden die sechs Sender die Zusammenarbeit mit TV Bayern unverzüglich aufkündigen", sagt er.
Regionale Werbung
Pro Sieben Sat 1 plant Vermarktungspartnerschaft mit TV Bayern
Pro Sieben Sat 1 gibt weiter Gas in Sachen regionale Werbung. Nachdem das Medienunternehmen mit dem Küchenhändler Hebeisen kürzlich einen ersten Kunden für eine dezentrale Werbekampagne gewinnen konnte, plant man nun eine Vermarktungspartnerschaft in Bayern. ...
Kovac ist nicht nur Geschäftsführer der TV-Sender, sondern auch Vorsitzender der Rundfunkverbandes APR. Dieser hatte sich direkt nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, das im Dezember in letzter Instanz entschieden hatte, dass Pro Sieben Sat 1 regionale Spots ausstrahlen darf, bereits scharf gegen regionale Werbung nationaler TV-Sender ausgesprochen und von den Ländern gefordert, diese im Rundfunkstaatsvertrag zu verbieten.
Die
Rundfunkkommisson der Länder arbeitet gerade an einem Vorschlag, der dieser Forderung, die auch Zeitungsverleger und der Fachbereich Radio im
Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) gestellt hatten, nachzukommen. Über diesen könnten die Ministerpräsidenten noch diese Woche auf ihrer Konferenz am 26. März entscheiden.
Das unabgestimmte Vorgehen von TV Bayern können wir leider nicht akzeptieren.
Felix Kovac
Die Versuche von Pro Sieben Sat 1, sich im Vorfeld der Entscheidung über regionale Werbung eher als Partner der lokalen Medien darzustellen und die These zu untermauern, dass mit Hilfe dezentraler Spots im nationalen TV der gesamte regionale Werbemarkt gewinnen könnte, sind mit der nun gestarteten Diskussion vereitelt.
Winschuh untermauert die Haltung der von ihm vertretenen Lokalsender: "Wir möchten klarstellen, dass wir uns ganz eindeutig gegen eine regionale Auseinanderschaltung von Werbung in bundesweiten Fernsehprogrammen aussprechen. Wir appellieren daher an die Ministerpräsidentenkonferenz, den Rundfunkstaatsvertrag in unserem Sinne zu ändern."
pap